Homo Magi - Teambeitrag

Qntal, III

CD, Stars in the Dark/Vielklang, 2003

Acht lange Jahre hat es gedauert, bis endlich wieder eine Scheibe der Mittelalter-Elektronik-Ausnahmeformation Qntal ihren Weg in die Läden fand. Mit Qntal verbinde ich einige sehr positive Erinnerungen. Qntal sorgte für das erste Konzert meines Lebens, in dem die Vorgruppe (eben Qntal) musikalisch die „Nachgruppe“ (Deine Lakaien) übertraf. Qntal war eine der wenigen Bands, bei der der „Multiplikations-Effekt“ eintraf. Dieser Effekt bewirkt, dass sich die Fähigkeiten der einzelnen Musiker nicht addieren, sondern multiplizieren. Das Ergebnis sind absolute Ausnahmealben, die meilenweit über das Durchschnittsniveau der Musik ihrer Zeit hinausragen. Zu diesen Ausnahmealben gehört für mich „Qntal II“; im Rückblick eine der besten CDs der Neunziger Jahre.

In den acht Jahren hat sich vieles getan. Innerhalb der Gruppe entstand ein Streit mit Ernst Horn auf der einen und Michael Popp und Sigrid Hausen auf der anderen Seite. Letzten Endes trennte man sich: Ernst Horn verwirklicht seine musikalischen Ideen (neben Deine Lakaien) inzwischen im Rahmen des Projekts Helium Vola. Michael Popp und Sigrid Hausen suchten lange nach einem Elektronik-Tüftler, der Ernst Horn ersetzen könnte. Sie fanden ihn in dem Berliner Musiker Philipp „Fil“ Groth. Fil hat bereits vor Qntal III erste Erfahrungen mit Mittelaltermusik sammeln können, unter anderen wirkte er als Keyboarder mit an „Verehrt und angespien“ von In Extremo.

Im Gegensatz zu den Vorgängern „Qntal I“ und „Qntal II“ erscheint die CD im aufwändigen Digipak, das hervorragend gestaltet wurde, unter anderem mit mehreren Fotos. Das Thema des Albums ist die jahrhundertealte Geschichte von Tristan und Isolde, die Geschichte einer romantischen Liebe, die mit dem Tod der beiden Liebenden endet. Im Booklet ist sie am Ende kurz nacherzählt.

Auch auf dieser CD sind wieder Texte aus dem Mittelalter versammelt, etwa „Am Morgen fruo“ von Walther von der Vogelweide, „Name der Rose“ von Alanus von Lille sowie Auszüge aus den Cantigas de Santa Maria und der Carmina Burana. „Name der Rose“ ist besonders interessant, da genau dieser Text auch von Helium Vola vertont wurde, wobei die Version von Qntal wesentlich sanfter ist, aber qualitativ gleichberechtigt.

Musikalisch ist der Eindruck gemischt. Einerseits singt Sigrid Hausen so hervorragend wie eh und je, und Michael Popp beherrscht Ud, Fidel und andere Instrumente ebenfalls meisterhaft. Aber leider kommt Fil Groth nicht ganz an das Genie Ernst Horn heran, obwohl auch er sehr ute Arbeit leistet.

Fazit: Mit Qntal III haben Qntal etwa wieder das Niveau erreicht, auf dem sie 1992 mit „Qntal I“ gestartet sind. Sigrid Hausen und Michael Popp brillieren beide, und Fil Groth ist ebenfalls gut. Aber leider tritt der oben diskutierte „Multiplikationseffekt“ nicht auf, so dass das Ausnahmeniveau der“Qntal II“ leider nicht mehr erreicht wird. Dennoch sehe ich gute Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft.

Volkmar Kuhnle, März 2003

Homepage: http://www.qntal.net

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