Homo Magi Archiv

Wöchentliche Ansichten
eines Magiers über den
Jahreslauf und die Welt

Teil 25

 

25 Jahre Homo Magi 

Ein neues heidnisches Jahr

 

Hallo Salamander,

Halloween ist vorbei und das „neue heidnische Jahr“ beginnt. Die Tore zwischen den Welten sind noch ein wenig geöffnet, eigenartige Geister suchen Eintritt in unsere Welt – und in den USA wird gerade gewählt. Das Orange der Kürbisse überdeckt sich in der Schattenwelt mit dem Orange eines der Kandidaten und wird zu einer eigenartigen Farbmischung in der Zwischenwelt.

Ich träume wieder verstärkt von den Toten in meiner Familie. Ist es das Erinnern an die Toten im realen Leben, was ihnen verstärkt Zugang zu unseren Träumen in dieser Zeit verschafft, oder sind es die Träume zu dieser Zeit, die dafür gesorgt haben, dass man sich auch im täglichen Leben wieder mehr der Toten erinnert?

Eine interessante Frage, die ich hier nicht so einfach beantworten kann.

Auch ich selbst bin ein wenig zwischen den Welten. Die alte Arbeit ist jetzt (nach Monaten der Rumzickerei meines ehemaligen Arbeitgebers) abgeschlossen und ich nähere mich mit weiteren Schritten neuen Herausforderungen. Mal sehen, ob das dann bis zum Renteneintritt trägt.

Das liegt nicht an obskuren Problemen bei mir, sondern einfach daran, dass die Welt sich gerade rasant verändert und ich nicht zu beeiden bereit bin, dass das alles stabile Fundamente für mein restliches Arbeitsleben sind.

Wir werden sehen. Wie so oft, könnte das in ehernen Lettern über dem Eingang zum Homo Magi-Lesecamp stehen. Wir werden sehen.

Dein Homo Magi


 

AIDS

 

Hallo Salamander,

ein Freund schenkte mir kürzlich die DVD „The Nomi Song“ von Andrew Horn.

Abgesehen von der tollen Musik von Klaus Nomi und einigen wirklich bizarren Science Fiction-Bildern (die 70er/80er waren da deutlich cooler als die Gegenwart) brachte es mir auch wieder den damals „Schwulenkrebs“ genannten AIDS-Erreger ins Gedächtnis.

Das war damals schon Teil meiner Lebenswelt. Mein Englisch-Leistungsfachlehrer starb an AIDS. Ich habe mein Abi 1984 gemacht, die Abschlussfahrt musste ich mit einer Alternativgruppe machen, da er mit meinem Leistungsfach nicht mehr fahren konnte – es ging ihm schon zu schlecht.

Klaus Nomi starb auch an AIDS. Wikipedia schreibt richtig:

Er gilt als eines der ersten prominenten AIDS-Opfer.[1]

Damals war der Fernseh-Spot mit dem prägenden Satz „Tina, wat kosten die Kondome?“[2] ein absoluter Einschnitt in der öffentlichen Wahrnehmung von „safer sex“. AIDS, lange als Schwulen-Krankheit geführt, bekam nur langsam die mediale Aufmerksamkeit, vielleicht weil es immer wieder Gruppen gab, die bei AIDS einen „Zorn Gottes“ oder ähnlichen Unsinn für Schwule sahen (von Menschen, die auf Blutübertragungen angewiesen waren etc. mal ganz abgesehen – offensichtlich waren die alle sündig, nur was nicht so augenfällig).

Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Zum Glück.

Klaus Nomi wurde keine 40 Jahre alt. Was wäre da noch musikalisch möglich gewesen. Ein tragischer Tod, der damals (1983) immerhin zu einer medialen Aufmerksamkeit sorgte. Ein Deutscher, der in den USA Karriere gemacht hatte und sogar mit David Bowie aufgetreten war …[3] auf einmal fand die Krankheit mediale Aufmerksamkeit.

Zurück zu „The Nomi Song“: Kann ich jedem nur empfehlen, der sich – aus welchen Gründen auch immer – in die Zeit zurückkatapultieren will. Ich habe den Film und alle Extras auf der CD gesehen und bin total „angefasst“.[4] Eine Empfehlung.

Dein Homo Magi


 

Rennen zu Yul

 

Hallo Salamander!

 

Wer würde nicht gerne ein Rennen veranstalten, um herauszufinden, wer als erster pünktlich zur Yul-Feier erscheint. Der 21. Dezember, die Feier der Wiederkehr des Lichts – übernommen von Mithras-Kult bis Christentum, immer noch (wenn auch ein wenig zeitlich verschoben) ein wichtiger Fixpunkt im heidnischen wie weltlichen Pflichtenkalender des Abendlandes.

Aber ein Roman, in dem es nur darum geht, rechtzeitig zu Yul wieder daheim zu sein? Weltbekannter Autor, weltbekannte Erzählung, großartige Verfilmungen über Jahrzehnte hinweg – und natürlich viele Ausgaben als Jugendbuch, so dass das Werk ein jeder kennt.

Keine Ahnung?

Also, fuhr er fort, indem er einen Kalender aus der Tasche zog und nachsah, weil heute Mittwoch, der 2. Oktober, so muss ich Samstags, den 21. Dezember um acht Uhr fünfundvierzig Minuten Abends wieder in London sein, hier in diesem Salon des Reformclubs, sonst sollen die zwanzigtausend Pfund, welche eben für mich bei den Gebr. Baring stehen, mit Recht und Fug Ihnen, meine Herren, angehören.[5]

Wer das sagt? Phileas Fogg. Das sind die Worte zur einleitenden Wette aus „Reise um die Erde in 80 Tagen“ von Tausendsassa Jules Verne.

Was für ein Buch! Was für eine Wette! Eben spielt man noch Karten – und dann geht sie los, die Jagd um die Welt. Es gibt eine wundervolle Liebesgeschichte, viele Abenteuer – und die Information, dass man Wettrennen um die Erde immer in östlicher Richtung durchführen sollte.

Wikipedia schreibt:

Phileas Fogg gewinnt die Wette nur, weil er nicht berücksichtigt hatte, dass er ostwärts die Welt umrundete (bei einer Umrundung westwärts hätte seine Reise 81 Tage gedauert). Die Datumsgrenze wurde zwar erst 1884, einige Jahre nach Veröffentlichung des Romans, offiziell eingeführt. De facto hat sie aber schon seit vielen Jahrzehnten existiert, denn die USA, Europa und Indien hatten jeweils denselben Kalendertag, aber unterschiedliche Ortszeiten.[6]

In 80 Tagen zum Yul-Fest – was für eine Anfahrt! Und was für eine schöne, versteckte, obskure, heidnische „Fußnote“ in diesem Werk, das ich als Jugendlicher auch verschlungen habe.

Mal eine andere Idee, wie man die Weihnachtstage durchhält: Einfach mal wieder Jules Verne lesen.

Dein Homo Magi

 

 

 

Alte Freunde

 

Hallo Salamander,

manchmal fragt man sich schon, wo das Leben und die Freunde hingegangen sind.

Aus meinem Kindergarten gibt es niemand mehr in meinem Adressbuch. Aus der Grundschule habe ich noch von einem Mitschüler die Adresse, zwei oder drei andere könnte ich erreichen, wenn ich müsste. Förderstufe, Gymnasium – das sind die Freunde aus der Grundschule, die noch mit die Schule gewechselt haben. Dann einige Leute, von denen ich noch Adressen habe – die sozialen Netzwerke helfen oder schaden, je nachdem, wie man es betrachtet. Dazu kommen jene, die ich mit in den Fantasy-Bereich oder die Science Fiction gezogen habe. Auch ein paar Adressen, das war es dann.

Mit meinem ersten Studium (Sozialarbeit) sieht es düster aus, mit dem zweiten Studium ähnlich. Da gibt es noch einen Menschen, mit dem ich Kontakt habe und einen anderen, der über mich seine Frau kennengelernt hat, die mich immer von ihm grüßt, wenn wir uns treffen. Auch komisch.

Wesentlich stabiler sind die Kontakte aus dem Bereich der Fantasy und Science Fiction – dem, was man allgemeinhin „Fandom“ nennt. Da merke ich beim Schreiben der Weihnachtskarten immer, dass es hier einige Menschen gibt, die ich 40 Jahre kenne. Bei 30 Jahren oder mehr ist es eine ganze Zahl, die mit mir gemeinsam altern.

Ist das auch der Ausblick auf die Zukunft? Ja, sicher. Meine eigene „Alterskohorte“ geht mit mir mit der Rente entgegen, dem Alter, dem Tod. Aber das Schöne ist, wenn man noch Menschen hat, die das genauso leben. Und gerade beim Schreiben der Weihnachtskarten fällt mir auf, was für eine Freude das sein kann.

Dein Homo Magi

Erster Arbeitseinsatz

 

Hallo Salamander,

es gibt Dinge, die mag man nicht glauben. Ich habe einen Rekord auf meinem neuen Arbeitsplatz aufgestellt. Aber keinen, den man aufstellen will.

Neue Arbeit. Sozialarbeiter in der Klinik. Also viele Gespräche zur Rehabilitation, aber das ist ja okay, war ja so von mir gewünscht. Nach Wochen der Einarbeitung dann mein erster „eigener“ Termin.

Gespräch brav vorbereitet, Unterlagen auf Vordermann, ich kenne das so von mir. Dann der große Moment – der Fragebogen, den man ausfüllen musste. Bei der Frage, ob die aktuelle Tätigkeit mehr drinnen oder draußen ausgeführt wird (nicht gerade eine Knobelfrage oder etwas, an dem Mathematiker verzweifeln) griff sich mein Gegenüber an den Kopf und kollabierte ohnmächtig vor meinem Schreibtisch.

Hat sich alles geklärt, ging glimpflich aus. Aber für das erste eigene Gespräch im neuen Job schon eine wackere Leistung. Ich bin nicht stolz auf mich, bin aber auch nicht schuld. Aber es gab schon eine Menge Aufruhr auf dem Flur.

Auch ein Weg, die eigene Bekanntheit zu steigern.

Dein Homo Magi

 

 

 

Namen

 

Lieber Salamander,

 

beim Schreiben von Weihnachtskarten (oder Yul-Karten oder was man auch immer dazu sagen mag) wird mir einmal mehr klar, wie viele Name oder Titel man haben kann.

Da ist man für die Familie Bim, Cousin oder Bruda. Alte Spitznamen, fast so alt wie ich selbst. Und irgendwie selbsterklärend.

Dann die Unterschriften für die echten Fans – „dein Homo Magi“. Mache ich nicht oft, genauso selten wie Rübenharald, ein anderer heidnischer „Tarnname“.

Dann natürlich viele Karten mit meinem echten Vornamen (Hermann, oft unleserlich, wie ich leider zugeben muss).

Bieten kann ich dann noch die Fantasywelten samt Unterschriften – Jestocot oder Jestocot Vomact, Pendror oder Henoch (je nach Laune und Zielperson) oder die Abkürzung PraY samt Siegel des Königs von Clanthon. Man sollte ein Fantasy-Königreich regieren, wenn man so alt ist wie ich.

Dann gibt es noch für die Schlaraffen den Spejbl, manchmal Rt. (für Ritter, das ist ein Titel, nicht mein Name) Spejbl oder OK (nicht „okay“, sondern „Oberschlaraffe der Kunst“, ein Wahlamt).

Dann noch eine Karte als „dein Heilbiber“, schon eine Geschichte für sich.

Ein paar Mal „alter Freund“, einmal „einziger Freund“.

 

Namen haben Macht. Auch zur Weihnachtszeit.

Dein Homo Magi

 

 

 

Dosennahrung

 

Lieber Salamander,

 

vor Heiligabend war nicht nur klar, dass wir nicht in den Gottesdienst gehen (was keinen überraschen sollte), sondern es war auch abzusehen, dass wir meine Frau ins Krankenhaus bringen müssten, wenn sich das nicht anders lösen ließ. Ich ging für einen halben Tag arbeiten (nein, ich bin kein schlechter Mensch und lasse meine Frau alleine, aber ich bin noch in der Probezeit und wir befanden, dass es klüger ist, dann arbeiten zu gehen).

Wieder daheim wären mittags dann die Notfalllösungen dran gewesen – Krankenhaus, Rettungswagen etc. pp. Also blieb für den Einkauf (da halber Feiertag) nur der frühe Morgen. Arbeitsbeginn 7.30 Uhr, Edeka-Öffnung 7.00 Uhr. Nix wie hin. Umgeben von Männern (!), die für ihre Lieben die letzten Köstlichkeiten für das Festtagsmahl erwerben, stand ich mit meiner „Mann alleine Zuhause über Feiertag“-Notfalllösung. An der Kasse standen um mich herum dann die Wagen mit halben Tiefkühlenten, Rotkohldosen, Süßkrambergen, Eierlikör, Schnaps und ähnlichen Pretiosen. In meinem Einkaufswagen waren acht Konservendosen, davon fünf mit Ravioli. Dazu eine Flasche Öko-Tea-Getränk, Hausmarke, ultra-billig.

Die Blicke der anderen Männer waren irgendwo zwischen verwirrt und abschätzig einteilbar. Wahrscheinlich hielten sie mich für einen grausamen Familienvater, der Frau und Kinder am Heiligabend bei Dosennahrung um einen kahlen Baum herumstehen ließ, während die Familie „Stille Nacht“ sang, um dann Pakete mit „praktischen Geschenken“ zu öffnen. Man sah förmlich, den Film der sich hinter den Augen der Herren abspielte … aber ich hielt dem Sturm stand und transportierte meine Ravioli siegreich erst zum Arbeitsplatz, dann heim. Dort entlud ich sie, da als nächstes die Notaufnahme anstand. Anderes Thema.

Dein Homo Magi

 

 

 

Neue Arbeit 1

 

Hallo Salamander,

was soll ich über meine neue Arbeit erzählen?

Sie macht mir Spaß, sie gibt mir eine Option bis zur Rente, mein Büro ist beheizt und es gibt eine Kantine. Die Kolleginnen im Team (ja, ich bin der Quotenmann – der entsprechende Pokal steht in meinem Regal) sind sehr nett und freundlich, die Arbeit ist sinnstiftend (das ist nicht immer üblich gewesen in meinem Leben, wie ich gerne zugebe) und ich muss nicht zu nachtschlafender Zeit oder am Wochenende mein Mobiltelefon kontrollieren, ob es irgendwelche Katastrophen gab.

Ich kann mit dem Auto pendeln (die Verbindung mit dem ÖPNV ist eher fragwürdig, aber machbar, wenn man den Fahrplänen Glauben schenken mag) und die Anfahrt (bis zum Parkhaus vor Ort) dauert unter dreißig Minuten.

Und das Beste ist: das letzte Hinweisschild zum Arbeitsplatz heißt „Zum Asenberg“.[7]

Mehr Hinweise braucht man nicht, oder?

Dein Homo Magi


 

Neue Arbeit 2

 

Hallo Salamander,

neue Arbeit, viele Fragen. Und natürlich viel Klärungsbedarf.

Da ging es heute im Team um die Frage, nach welchem System wir die Stunden in der offenen Beratung verteilen. Da muss jemand jeden Tag eine Stunde Sprechstunde anbieten – da ist die Verteilung schon wichtig, weil das ja fair sein soll(te).

Nach diversen eher pädagogischen Vorschlägen schlug ich vor, das anhand der Firmenzugehörigkeit in Monaten über das D‘Hondtsche Wahlverfahren zu lösen.[8] Hatte ich ja schon in der Schule gelernt. Kurz pries ich noch die Einfachheit des Verfahrens durch das Umgehen mit natürlichen Zahlungen und das konsequente Weglassen der Nachkommastellen … dann wurde mir klar, dass ich mental alleine im Raum war.

Wir haben dann weiter diskutiert. Seltsam.

Dein Homo Magi

 

 

 

3 Beten

 

Hallo Salamander,

während ich am 06.01. eher an die Heiligen drei Könige denke, kommt man trotzdem dazu, ein wenig zu stöbern. Ich weiß nicht mehr genau, welche Suche mich zu den 3 Beten brachte … vielleicht die Suche nach einer weiblichen Entsprechung zu den drei Herren aus dem Morgenlande bzw. weisen Magiern, die eine so große Rolle spielen?[9]

Interessant war die Umgebung von Köln, wo die heiligen drei Könige samt Schrein heute noch verehrt werden.[10]

Und ja, ich wurde fündig:

Als drei Beten (auch Bethen, Beden oder lautähnlich geschrieben) bezeichnet man die christliche Dreiergruppe der Heiligen Einbeth, Warbeth und Wilbeth. Aus diesen wurde verschiedentlich auf die Existenz gleichnamiger keltischer Göttinnen zurückgeschlossen, die ebenfalls Beten genannt werden.[11]

Und deren Verehrung schafft es wirklich bis in die Nähe von Köln:

Die drei heiligen Jungfrauen werden in Kirchen und Kapellen vor allem des südlichen deutschen Sprachraums verehrt. Gehäuft finden sie sich in Südtirol und Oberbayern (hier auch als die Saligen bezeichnet), sowie am Oberrhein. Die zwei nördlichsten Orte liegen östlich und westlich von Köln. Dazwischen gibt es nur vereinzelte Verehrungsstätten, außerhalb des deutschen Sprachraums sind keine bekannt. Einbet tritt öfters auch allein auf, fast doppelt so oft jedoch in der Dreiergruppe. In Oberbayern steht einmal auch Wilbet alleine.

Die drei Heiligen sind nicht in die offizielle kirchliche Heiligenliste aufgenommen.[12]

Interessant ist, dass der Fundort bei Köln inzwischen weggebaggert ist.[13]

Alles sehr eigenartig … hatte ich noch nie von gehört. Also weder vom Wegbaggern noch von den Beten … hmmm.

Dein Homo Magi

 

 

 

Fantasy

 

Hallo Salamander,

man weiß irgendwann, dass man Politik nicht mehr über das Internet verfolgen sollte. Die Zahl der Meldungen hat so zugenommen, dass es immer schwieriger wird, das wichtige (was auch immer das sein mag) herauszufiltern.

Fernsehen, Radio und in hohem Maße die Tageszeitung (oder Wochenzeitung) übernehmen es dankenswerterweise, für einen die Informationen vorzufiltern, so dass man nicht mehr alles mitbekommen muss.

Manchmal bekommt man dann aber doch im Netz Links zugeschickt, die einen verwirren.

Ist man ein Nerd, wenn man in der Öffentlichkeit Bezüge zu Fantasy-Romanen oder -Fernsehserien herstellt? Scheinbar ja, wenn man unbedeutend ist. An Markus Söder prallt das ab, wenn der ernsthaft Parallelen zwischen deutschen Grenzkontrollen und George R. R. Martins Nachtwache (aus „Game of Thrones“) zieht:

CSU-Chef Markus Söder hat die Grenzpolizei mit der „Nachtwache“ aus der Fantasy-Fernsehserie „Game of Thrones“ verglichen. „Im Grunde genommen ist die Grenzpolizei die Nachtwache und schützt uns vor bösen Wanderern von woanders her“, sagte Bayerns Ministerpräsident in Oberaudorf an der deutsch-österreichischen Grenze. Söder bekräftigte dort seine Forderung nach einem schärferen Asylrecht, Zurückweisungen an den Grenzen, mehr Kompetenzen für die Polizei und einem deutlichen Stellenaufwuchs bei der Bundespolizei.[14]

Da fällt einem nix mehr ein … doch, ein Ork-Vergleich wäre noch drin, was Migranten betrifft, aber den hat er sich wahrscheinlich nur gedacht.

Dein Homo Magi

 

 

 

Kyritz an der Knatter

 

Hallo Salamander,

jetzt ist wieder eine der Stimmen meiner Kindheit tot. Ernst Hilbich, der viele Produktionen der „Augsburger Puppenkiste“ vertonte, ist verstorben.[15] Und natürlich darf man das Sams nicht vergessen, das endlich die Frage klärte, nach wem oder was dieser eigenartige Wochentag benannt sein könnte. Auch hier war Hilbich die Stimme, die einem im Gedächtnis bleibt.[16]

Und natürlich bleibt sein unsterblicher Karnevalshit um den schönen Ort Kyritz an der Knatter:

Heut‘ ist Karneval in Knieritz an der Knatter

was die andern können, können wir schon lang

Heut‘ ist Karneval in Knieritz an der Knatter

Hoch dem Ernst der Erste, Wein, Weib und Gesang[17]

Neben Brigadoon und Atlantis ist sicherlich Kyritz einer der Orte, die man im Gedächtnis behält – und sei es nur deswegen, weil es angeblich der Geburtsort von Comicdetektiv Nick Knatterton ist.[18] Den Knatterton hieß natürlich in Wirklichkeit Nikolaus Freiherr von Knatter[19].

Wer Knatterton, das Sams und Karneval verbindet, muss ein Held meiner Kindheit geworden sein.

Fahre wohl, du wunderbare Stimme meiner Kindheit.

Dein Homo Magi

 

 

 

Hessen im Weltall

 

Hallo Salamander,

ich habe mich schon öfters gefragt, woher die Hessen-Elemente in der Original-Enterprise-Serie stammen. Wer erinnert sich nicht gerne an den hesselden Spruch vom Klingonenmann:

Nur ungern nimmt der Klingonenmann / statt barer Münze Tribbles an.

Im Original nebenbei ein verändertes Zitat:

Ungern nimmt der Handelsmann statt barer Münze Scheiße an.[20]

Über den Verfasser dieses unsterblichen Reimes weiß Wikipedia folgendes zu berichten:

Bonifazius Kiesewetter (auch Bonifacius) ist eine fiktive Gestalt in zotigen Unsinnsgedichten, die zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs entstanden. Sie ist das Alter Ego ihres Schöpfers Waldemar Dyhrenfurth. Die „Figur“ dient vermutlich noch heute als Vorlage ähnlicher Verse.[21]

Eine hessische Quelle für die Enterprise-Übersetzung konnte ich jetzt identifizieren: Herbert Weicker.[22] Jener – wie ich – in Darmstadt geborene Schauspieler war nämlich unter anderem auch die deutsche Stimme von Spock.[23] Dann wäre er sicher eine der möglichen Quellen für die manchmal doch stark an das Hessische angelehnte Sprüche schwingende Besatzung der (Original) „Enterprise“.

Gudd gemacht!

Dein Homo Magi

 

 

 

Jenseits der Intelligenz

 

Lieber Salamander,

 

da stößt man manchmal aus Versehen (?) im weiten Netz auf esoterische Texte, die von solcher … äh … Kraft sind, dass man sie unbedingt zitieren muss:

JENSEITS DER FARBE

Aura‑Soma nutzt die Schwingungskräfte von Mutter Natur und ist ein System aus Farb‑, Pflanzen‑ und Kristallenergien, das Glück und Vitalität fördert. Unsere Produkte werden aus organischen und biologisch‑dynamischen Inhaltsstoffen höchster Qualität hergestellt und bringen Leichtigkeit, Ausgeglichenheit und Ruhe in Ihr energetisches System. Während unsere Produkte die Aura stärken und schützen, befähigen und erbauen sie.[24]

Da kann man die Mythenverquickung nicht mit kurzen Zitaten beweisen, da muss man länger zitieren, um die volle Pracht zu genießen. Es geht um den Werbetext für eine Flasche, wenn ich das richtig verstanden habe …

Rhea war die Tochter von Uranus (dem Himmel) und Gaia (der Erde) und gehörte damit zur ersten Generation der Titanen. In den frühen Überlieferungen war Rhea als Mutter der Götter“ bekannt. Ihre Geschichte spiegelt Themen wie Mutterschaft, Macht und Widerstand gegen Unterdrückung wider.

(…)

Das Zitronengelb in der Flasche ist merkurisch und steht für schnelles Denken und Klarheit des Verstandes – im Gegensatz zur langsameren, tieferen und bedächtigeren Energie des Saturn, die in Rheas Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Als einer der Saturnmonde hat der Eismond Rhea eine tiefe Synchronizität mit der numerischen Darstellung dieser Equilibrium-Flasche (durch eine Dichte von 1,233 Gramm pro Kubikzentimeter). Im Aura-Soma System bedeutet Wasser das Bewusstsein, und das gefrorene Wasser auf Rhea steht in Verbindung mit dem Konzept von gefrorenem Bewusstsein. Diese Idee harmoniert mit den Themen der Flasche: Erwachen und Transformation. Wenn wir Zitronengelb mit Königsblau mischen, erhalten wir Grün, eine Farbe, die eng mit Rhea verbunden ist – symbolisiert durch das Grün ihrer Augen und der mit Grün assoziierten Energie von Saturn.

Dieses Zusammenspiel spiegelt auch die Niederlage von Kronos durch Zeus wider, das zum Erscheinen von Rheas Kindern, wie Poseidon und Ceres (oder Demeter), führt. Die Entfaltung dieser Geschichte steht im Einklang mit der Botschaft der Flasche, dass eine neue Erde geboren wird, die einen bedeutenden Wandel innerhalb des Aura-Soma-Systems und unseres Verständnisses von Zeit darstellt. Das Rot in dieser Flasche, das im Königsblau zu finden ist (und 1+2+3=6), führt das Feuerelement ein, das sie von Flasche 47 unterscheidet. Dieses Feuer steht für die Kernenergie der Erde und die Willenskraft der Menschheit. Gelb, das für den persönlichen Willen steht, stellt sich dem höheren göttlichen Willen im Blau gegenüber. Wenn der Wille der Menschheit zu sehr vom Ego getrieben und vom höheren Willen abgekoppelt wird, reagiert das Feuerelement in der Erde und zeigt sich in Form von vulkanischer und seismischer Aktivität.

Diese Verbindung ist in den jüngsten Naturereignissen, wie den Vulkanausbrüchen auf Island, die eine tiefgreifende Veränderung signalisieren, offensichtlich. Diese Erdveränderungen spiegeln die Neue Erde wider, die sich selbst behauptet und die Fehlausrichtung des menschlichen Willens herausfordert. Während das neue Zeitalter anbricht, drängen diese Veränderungen die Menschheit dazu, sich auf ein höheres Ziel auszurichten und sich über den egozentrischen Materialismus hinaus auf eine kollektive Transformation zuzubewegen. Die Geburt dieser Flasche verkörpert diesen dynamischen Prozess und erinnert uns an das Gleichgewicht zwischen menschlichem Willen und göttlicher Absicht, während wir durch diese neue Ära navigieren. Sie ruft uns auf, das zu tun, was von uns verlangt wird, und nicht das, was wir von uns selbst erwarten.

Die Zahl 123 steht für Neuanfänge und bietet die Gewissheit, dass alles nach Plan verläuft. Diese Equilibrium Flasche schenkt uns die Energie der Liebe, die in der 6 (1+2+3=6) zu sehen ist.[25]

Jetzt doch eine längere Kürzung, aber den Abschluss-Absatz möchte ich nicht verschweigen:

Astrologisch gesehen tritt am Freitag, dem 6. Dezember, der Planet Venus in das Zeichen Wassermann ein und erinnert uns daran, dankbar zu sein und unsere gewählten Familien, unsere persönlichen Gemeinschaften, zu feiern. Damit beginnt ein neuer Beziehungszyklus, in dessen Mittelpunkt die geistige Verbundenheit steht, die durch das Königsblau zum Ausdruck kommt, sowie die Freiheit im Zitronengelb. Mit dem Neumond in Schütze verlagert sich der Schwerpunkt auf Abenteuer und Optimismus. Auch diese Themen können wir im Zitronengelb und im Königsblau sehen.[26]

Und das passend zu Nikolaus … manchmal bin ich dem (magischen) Schicksal dafür dankbar, dass ich (fast) farbenblind bin. Meistens zumindest. Auf jeden Fall bei solchen Textfunden (samt Bildern, die du dir selbst anschauen solltest).

 

Kopfschüttel.

Dein Homo Magi

 

 

 

Volldeppenvolk

 

Lieber Salamander,

 

da war es an der Zeit, dass ich Personalausweis und Pass verlängern lasse. Habe das lange genug vorbereitet, aber dann kamen … Dinge … dazwischen. Da wurde es am Ende dann etwas knapp. Okay, es war so knapp, dass ich am Wahltag nur noch einen Pass hatte, der gültig war – exakt bis zum Wahltag. Der Personalausweis war schon abgelaufen.

Ich hatte rechtzeitig Termine zur Verlängerung gemacht. Ich schwör. Dann ging das nicht und dann war das Erdbeben und mein Anzug war in der Reinigung … kommunizierte die Bürgerberatung. Online buchte ich endlich einen gemeinsamen Termin für beides (Pass und Perso), schrieb noch eine E-Mail, damit das auch klappt. Vor Ort wusste man dann von nichts, verwies auf Urlaub und Krankheit und darauf, dass man nur einen von beiden erstellen könne. Der Perso war dringender, also war der dran.

Ich bezahlte ein Foto, machte allen möglichen Papierkram und bekam dann die Info, dass sich die Bundesdruckerei bei mir melden würde, dann könnte ich einen Termin vereinbaren. Ich wartete. Ich wartete. Ich wartete. Irgendwann kam Post. Dann konnte ich einen Termin buchen … für in zwölf Tagen. Ruhig durchatmen.

Dieses Mal was gelernt. Zwei Termine gebucht: einen für den Perso, einen für den Pass. Dazu wieder eine E-Mail geschrieben und auf meine Gehbehinderung hingewiesen und ob man nicht beide Termine zusammenlegen könne … Worte, in den Wind gepupst … keine Rückmeldung, keine Bestätigung und an der Pforte wusste man beim Rathaus von nichts. Ich war inzwischen langsam ein wenig unentspannt, verwies auf meine zwei Termine heute, auf den Gehstock in meiner Hand und auf meine Kontaktaufnahmeversuche.

Also fand man einen Mitarbeiter mit einer hohen Leidensresistenz, der meine Anliegen bearbeiten durfte. Natürlich war trotz Termin nicht klar, ob mein Perso schon im Haus wäre und wenn ja, wo. Wäre auch zu einfach. Er tauchte dann auf.

Ich hörte mir mehrere Belehrungen an, musste alles Mögliche unterschreiben und bekam am Ende einen Kassenbeleg für weitere Unsummen, um einen Ausweis zu erhalten. Ich vermute: mit Goldfäden durchwirkt und auf Büttenpapier von Jungfrauen mit Erdfarben handgemalt. Hat beim Perso auch nicht geklappt, aber das würde den Preis erklären.

Dann erhielt ich meine hochoffizielle Quittung mit Kassenzeichen. Wieder hin und her autorisiert. Dann fragte ich höflich, ob der Pass wirklich 24 Jahre gültig wäre.

„Auf gar keinen Fall. Wie kommen Sie darauf?“, entgegnete der korrekte Beamte mir gegenüber.

„Hier steht auf der Quittung eindeutig »Antr. auf Ausstellung eines Reisepasses über 24 Jahre«.“

„Wie bitte?“

Ich zeigte ihm meinen Beleg. Er las ihn.

„Das ist damit nicht so gemeint. Es geht nicht um »Laufzeit«, sondern »Lebensalter«.“

„Das steht da nicht.“

„Das ist damit aber nicht so gemeint.“

Er wurde langsam ein wenig aufgebraucht.

„Aha. Und wie bin ich jetzt sicher, dass all die anderen Dinge, die ich unterschrieben habe, nicht auch »nicht so gemeint« sind?“

Darauf hatte er keine Antwort und entließ mich.

Für 70+ Euro pro Ausweis hätte ich da schon mehr Gedankenkraft erwartet. Aber das ist halt so. Korrektheit gilt immer nur dann, wenn es der anderen Seite in den Kram passt. Und Qualitätsmanagement ist nur dann für Abläufe gut, wenn man damit Stellen erzeugen und Arbeitszeit verschwenden kann. Weist man auf Probleme hin … ist das nicht so gemeint.

 

Achja: einen Pass habe ich immer noch nicht.

Dein Homo Magi


 

Eiserne Ferse

 

Liebe Salamander,

 

das Jack London ein Asatru sein könnte, war mir irgendwie nicht bekannt. Aber wie heißt es in „Die eiserne Ferse“:

Und eben jetzt heißt es, dass Aushebungen in Sicht seien für den Bau von Asgard, der geplanten Wunderstadt, die nach ihrer Vollendung Ardis noch weit in den Schatten stellen wird.[27]

Die Fußnote dazu schreibt:

Ardis wurde im Jahr 1942 vollendet. Asgard hingegen erst 1984. Zweiundfünfzig Jahre wurde an der Stadt gebaut und dabei eine ständige Armee von einer halben Million Sklaven beschäftigt. Zeitweise schwoll diese Ziffer auf mehr als eine Million an – ohne die Hunderttausende zu rechnen, die den Arbeiterkasten und der Künstlerschaft angehörten.[28]

Ich fand das Buch schon immer toll, aber jetzt hat es noch eine besondere Bedeutung. Gelesen haben sollte man das Werk. Wirklich!

Wikipedia schreibt zum Buch:

Die eiserne Ferse (OT: The Iron Heel) ist der Titel eines 1907 publizierten dystopischen Romans des amerikanischen Schriftstellers Jack London. Der Roman besteht hauptsächlich aus dem fiktiven Manuskript der Sozialistin Avis Everhard, in dem sie vom revolutionären Kampf ihres Mannes gegen eine kapitalistische Oligarchie in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählt. 700 Jahre später, zur Zeit eines sozialistischen Weltstaates, wird diese Schrift, der Rahmenhandlung des Romans zufolge, entdeckt und mit Kommentaren versehen veröffentlicht.[29]

Kaufen, lesen, unterhalten sein.

Dein Homo Magi


 

Bildungsliteratur

 

Hallo Salamander,

und da sage einer, Science Fiction würde nicht bilden.

In „Der Staatsfeind“ von F. Paul Wilson[30] fand ich einen Hinweis auf die 72-Regel. Hatte ich noch nie von gehört – trotz Mathe-Wahlpflicht und einer guten Oberschule im Gymnasium.

Ich kann das schlechter erklären als Wikipedia:

Die 72er-Regel ist eine Faustformel aus der Zinsrechnung. Die Regel gibt näherungsweise die Zeit an, in der sich ein zu Zinseszinsen angelegtes Kapital verdoppelt (Verdopplungszeit). Dazu teilt man 72 durch den Zinsfuß, zu dem das Kapital angelegt wird, daher der Name der Regel.

Die 72er-Regel kann nicht nur auf die Zinsrechnung, sondern auf jede Art exponentiellen Wachstums angewendet werden.[31]

Also, erst einmal ganz langsam. Verzinse ich mein Geld zu 10 %, dann verdoppelt es sich in 7,2 Jahren (72:10). Bei einem Zinssatz von 2 % dauert es hingegen 36 Jahre (72:2). Natürlich folgen dann immer weitere Verdopplungen im gleichen Zeitraum, daher das schöne Stichwort vom „exponentiellen Wachstum“.

Leider klappt das auch bei der Weltbevölkerung …

Seit Ende der 1960er Jahre nimmt das jährliche Wachstum prozentual wieder ab: von damals 2,1 % auf 1,09 % im Zeitraum 2015–2020.[32]

Also: Bei 2,1 % Bevölkerungswachstum verdoppelt sich die Erdbevölkerung alle 34,28 Jahre, bei 1,09 % „nur“ alle 66,06 Jahre.

Manchmal ist es nicht schön, wenn man Dinge nachrechnen kann.

Dein Homo Magi


 

Jules Verne

 

Hallo Salamander,

heute mal ein Rückblick:

 

7 Begegnungen mit Jules Verne – Gedanken zum 120. Todestag

 

Nummer 1

Der kleine Hermann sitzt über seinem „20.000 Meilen unter dem Meer“-Pop up-Buch und blättert sich durch die Abenteuer der „Nautilus“. Heute würde kein Kind mehr damit klarkommen, dass man auch ohne Bildschirm Dinge in einem Buch bewegen kann … mich hat es auf jeden Fall dazu motiviert, mir später jeweils einen Band der Fischer-Ausgabe von Verne zu wünschen, wenn meine Großmutter mir mal wieder ein Buch schenken wollte.

 

Nummer 2

Die Namen der Figuren lösen auch heute noch eine Flut von Erinnerungen aus. Robur, Phileas Fogg und sein Diener Passepartout und natürlich Nemo, dessen Motto schon laut meinem Pop up-Buch „Nemo aut Nemo“, also „Niemand außer Niemand“, gelautet haben soll.

 

Nummer 3

5, 80, 500, 20.000. Kein Autor ist so eng mit Zahlen verbunden – und als Hommage immer wieder zitierbar (von „20.000 Meilen unter Känguruhs“ bis „In 80 Hotels durch die Schweiz“).

Achja: „Fünf Wochen im Ballon“, „Reise um die Erde in 80“, „Die 500 Millionen der Begum“ und „20.000 Meilen unter dem Meer“.

 

Nummer 4

Die Fahrzeuge! Von der Propellerinsel über die „Albatros“ bis hin zur unfassbaren „Nautilus“ – samt deren Nachleben im nach ihr benannten ersten Atom-U-Boot, das unter dem Nordpol durchtauchte.

Nummer 5

Die Verfilmungen! Die Samstagsfilme vor Weihnachten waren Legende, aber wenige Filme bzw. -serien haben sich so eingeprägt, wie „Der Kurier des Zaren“. Eigentlich hieß die Serie nach der Titelfigur Michael Strogoff – gespielt vom genialen Raimund Harmstorf. Die Serie endete „eigenartig“ – erst Jahrzehnte später erfuhr ich, dass in der deutschen Version einfach der Schluss fehlt. Erklärt einiges.[33]

 

Nummer 6

Verne war gut belesen und liebte es, Kleinigkeiten in seinen Werken unterzubringen. Die Hinweise auf das Innere der Erde in „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ stammen aus einem Buch von Snorri Sturluson, dem Verfasser der „Snorra-Edda“. Und seine Liebe zu Edgar Allan Poe beweist er in Hommagen und Anspielungen, was ich dann in eine literarische Reihe bis zu H. P. Lovecraft stellt.

 

Nummer 7

Bei Jules Verne war die Zukunft offen! Es gab keine Gleichberechtigung, Demokratie war nicht das höchste Gut und so weiter und so fort. Aber es gab eine Entwicklung nach oben, nach vorne, eine Kraft, eine Hoffnung, eine Vision, die der Welt heute entgangen ist.

Leider.

Dein Homo Magi


 

Politische Bildung

 

Hallo Salamander,

ich habe mal wieder die „Bundeszentrale für politische Bildung“ und die Publikations-Abteilung der Bundesregierung bemüht, mich mit kostenfreiem Lesevergnügen zu beliefern.

Klappte alles sehr gut – politische Bildung ohne Kosten, so lobe ich mir das.

Auf der Anmeldemaske konnte man auch ein wenig herumspielen. So gibt es natürlich mehr als zwei Geschlechter, aber irgendjemand war wohl der Meinung, dass nur „Professor“ oder „Doktor“ zu wenig sind, immerhin könnten sich Menschen dadurch herabgewürdigt fühlen.

Stimmt. Also habe ich „Merkwürden“ eingetragen. Großartige Idee, hat auch geklappt. Habe wohl nur nicht bedacht, dass ich mir die Sendung (wegen der 90 % Anteile für berufliche Bildung) habe auf die Arbeit schicken lassen. Kam auch brav bei mir an, offensichtlich wird „Merkwürden“ schon in der Probezeit richtig zugeordnet.

Man tut, was man kann.

Dein Homo Magi

 

 

 

Cthulhu auf dem Pluto

 

Hallo Salamander,

ich habe ja immer vermutet, dass hinter dem Cthulhu-Mythos mehr steckt, als man allgemein vermutet. Aber ich gebe auch gerne zu, dass meine Vermutungen eher in psychologische Tiefen gingen, denn in astronomische.

Aber ich war doch sehr überrascht, als ich lesen durfte, dass es auf dem Pluto (nicht mein Hauptreiseziel) eine Gegend gibt, die offiziell Belton Regio heißt. Okay, noch kein klarer Bezug. Aber von 2015 bis 2023 – direkt nach der Entdeckung – hieß dieser Ort genauso offiziell Cthulhu Regio:

Belton Regio (formerly Cthulhu Macula or Cthulhu Regio) is a prominent surface feature of the dwarf planet Pluto. It is an elongated dark region along Pluto‘s equator, 2,990 km (…) long and one of the darkest features on its surface.

After its discovery in 2015, the feature was provisionally named after the fictional deity Cthulhu from the works of H. P. Lovecraft and others, as it was most popular name in its category in an online poll conducted earlier that year. In 2023, an official name was adopted by the International Astronomical Union honoring astronomer Michael J. Belton.[34]

Das wird aber noch irrer. Beim ersten Kontakt hat sich die Sonde erst einmal abgeschaltet:

The feature was first identified in the initial image, first published on 8 July 2015, of Pluto returned after the New Horizons probe recovered from an anomaly that temporarily sent it into safe mode.[35]

Wenn man jetzt noch überlegt, dass der (erste) Name bei einer Abstimmung gewonnen hat:

Surface features of Pluto were initially given provisional, informal names that are selected from a list generated from an online poll conducted earlier in 2015, along the theme of „creatures related to underworld mythologies.“ „Cthulhu“ was the most popular name in this category of the poll (…).[36]

Sonden schalten sich ab, dann gewinnt man einen Beliebtheitswettbewerb der Unterweltgottheiten … und verliert am Ende gegen einen Astronomen beim Namens-Wettkampf. Cthulhu wird sicher Rache für diese Erniedrigung nehmen, wenn es soweit ist.

Dein Homo Magi

 

 

 

Aneroid

 

Hallo Salamander,

das Wort der Woche ist Aneroid. Noch nie gehört? Ich auch nicht, musste ich nachlesen:

Bei Dosenbarometern, auch Aneroidbarometern (von griechisch α-νηρός „a-nerós“ „nicht flüssig“), wird ein dosenartiger Hohlkörper aus dünnem Blech durch den Luftdruck verformt. Die Dose ist evakuiert mit einem Restdruck von etwa 5 mbar (…). Mit dem Rest-Inhalt wird die Änderung des Elastizitätsmoduls des Dosenmaterials durch die Temperatur kompensiert. Neuere Materialien wie Dosen aus Kupfer-Beryllium und andere Methoden der Temperaturkompensation benötigen nicht diesen Restdruck.

Ein derartiger Hohlkörper wird nach seinem französischen Erfinder Lucien Vidie (1805–1866) auch Vidie-Dose genannt. Das erste Patent Vidies stammt aus dem Jahr 1844, Vidie begann 1848 mit der Herstellung von Barometern. Er nannte seine Erfindung baromètre anéroïde. (…)[37]

Und wo lernt man so etwas? In einem SF-Roman namens „Plutonien“ von Wladimir Afanassjewitsch Obrutschew. Es ist keine Bildungslücke, wenn man Herrn Obrutschew nicht kennt:

Wladimir Afanassjewitsch Obrutschew (…) (* 28. September […] in Klepenino, Gouvernement Twer; † 19. Juni 1956 in Moskau) war ein bedeutender sowjetischer Geologe, Geograph und Schriftsteller. Er ist vor allem als geologischer Erforscher Sibiriens und von Zentralasien bekannt.[38]

„Plutonien“ war wohl ein in der DDR beliebtes Jugendbuch, eine Art andere Erzählung zu Vernes Erzählung „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Auf jeden Fall ein guter Lesestoff, wie ich sagen kann.

Und wieder was gelernt … da sage einer, Science Fiction bildet nicht.

Dein Homo Magi

 

 

 

Führungslos

 

Hallo Salamander,

da passt man einmal in sechs Jahrzehnten Lebenszeit nicht auf – und schon ist man gleichzeitig ohne Bundeskanzler und Papst.

Nun, dieses „Manko“ macht mir nun keine große Angst, aber ich war doch neugierig, ob ich mehr Päpste oder Bundeskanzler erlebt habe. Ich löse die Spannung gleich auf: Es waren mehr Bundeskanzler.

Insgesamt habe ich (mit der gerade erfolgten Neubestallung) bisher sechs Päpste erlebt:[39]

Paul VI. (bis 1978)

Johannes Paul I. (1978)

Johannes Paul II. (1978 bis 2005)

Benedikt XVI. (2005 bis 2013)

Franziskus (2013 bis 2025)

Leo XIV. (ab 2025)

Ich gebe da jetzt keine Wertung ab. Als Heide sollte man das Wirken von Päpsten immer aus Distanz betrachten, weil alles andere zu einem eigenartigen Gefühl der … äh … Beschmutzung fährt.

Bei den Bundeskanzlern fehlt mir nur Adenauer. Und ich durfte feststellen, dass ich auch nicht gemerkt habe, dass es mal ganz kurz einen „geschäftsführenden Bundeskanzler“ gab.

Erst die Liste:[40]

Ludwig Erhard (bis 1966)

Kurt Georg Kiesinger (1966 bis 1969)

Willy Brandt (1969 bis 1974)

Helmut Schmidt (1974 bis 1982)

Helmut Kohl (1982 bis 1998)

Gerhard Schröder (1998 bis 2005)

Angela Merkel (2005 bis 2021)

Olaf Scholz (2021 bis 2025)

Friedrich Merz (ab 2025)

Achja, die Geschäftsführung. Walter Scheel war im Mai 1974 für ein paar Tage geschäftsführend Bundeskanzler, da Willy Brandt nach seinem Rücktritt die Geschäfte nicht weiterführen wollte.[41]

Irgendwann werde ich in Schulen in den Geschichtsunterricht als Zeitzeuge eingeladen, wenn ich so weitermache …

Dein Homo Magi


 

Zeitreisende Klone

 

Hallo Salamander,

zumindest ein Doppelgänger von mir hat schon einmal in der Vergangenheit zugeschlagen:

Dobson hält Hermann Ritter für die Quelle der Fälschungen, der Artikel über Süd- und Mittelamerikaner ab Band 3 verfasst hat.[42]

Um was geht es? Es geht um die Reihe „Appletons‘ cyclopædia of American biography“. Diese ist

(…) ein biographisches Nachschlagewerk mit Artikeln zu bedeutenden Persönlichkeiten der Neuen Welt in 6 Bänden. Sie erschienen zwischen 1887 und 1889 im Verlag von Daniel Appleton. Ihre ohne Autorenangabe veröffentlichten Beiträge wurden über mehrere Jahrzehnte als autoritativ angesehen. Später wurde die Enzyklopädie berüchtigt für dutzende Biographien von Menschen, die nie existiert hatten.[43]

Schön ist diese Einschätzung über die Fälscher:

Die Autoren dieser Artikel […] sowohl einige naturwissenschaftliche Ausbildung, weil die meisten Artikel Naturwissenschaftler betrafen, als auch ausreichend linguistische Fähigkeiten, um Titel in sechs verschiedenen Sprachen zu erfinden bzw. zu adaptieren. Der Autor war gründlich vertraut mit der südamerikanischen Geschichte und Geographie. Die meisten Orte, die die „Sockenpuppen“ besuchten, sind reale Orte, und auch die meisten historischen Ereignisse, an denen sie teilnahmen, waren belegt. Allerdings machte der Autor manchmal Fehler, woran man seine Fälschungen erkennen kann.[44]

Zwei Fälscher werden in dem Artikel benannt, einer ist mein Namensvetter.

Wer war dieser Hermann Ritter? Unter den „chief contributors“ für den genannten Band 3 wird er nicht genannt[45], aber unter „contributors to the third volume“ taucht er auf:[46]

Eine weitere Suche in den Tiefen des „world wide web“ ergab nichts.

Da die Bände zwischen 1887 und 1889 erschienen sind, scheidet mein namensgleicher Urgroßvater aus, der damals noch Volksschullehrer war.[47] Und überhaupt ganz woanders.

Ich meine, mir traue ich solchen Blödsinn wie das Fälschen von Einträgen zu … aber ausgerechnet Südamerika? Und die Auswertung der Falscheinträge[48] verrät Humor, aber nicht meinen.

Seltsam, oder?

Dein Homo Magi

 

 

 

Interpret und Stück

 

Hallo Salamander,

irgendwann in den letzten 50 Jahren hat eine inhaltliche Verschiebung stattgefunden, die wir jeden Tag beim Konsum von Musik wahrnehmen.

Die klassische Musik (manchmal auch E-Musik genannt, als Umschreibung für „ernste Musik“) trennt sich von der Unterhaltungsmusik (U-Musik, was ich als Name echt schlimm finde) an der Frage des Interpreten bzw. an der Bindung zum Stück.

Und die E-Musik wird künstlich am Leben gehalten, sozusagen finanziell beatmet. Wie heißt es über die Musik-Verwertungsgesellschaft GEMA:

Bisher trennt die GEMA zwischen E-Musik (ernste Musik, z. B. Klassik) und U-Musik (unterhaltende Musik, zum Beispiel Pop). Obwohl 97 Prozent der Einnahmen aus dem U-Musik-Bereich kommen und nur 3 Prozent aus der Klassik, wird die E-Musik trotzdem noch überproportional gefördert. Das möchte die GEMA ändern.[49]

Verwirrend und anachronistisch.

Was heißt das aber mit der Verschiebung?

Bei klassischen Komponisten achten wir auf das Werk, erst in zweiter Linie auf den Interpreten oder gar den Dirigenten. Wer in meinem Alter auf einer Veranstaltung groß herauskommen will, der erkennt immerhin als Werk (!) die „Ode an die Freude“[50], „Pomp and circumstances“[51], irgendwas aus „Peer Gynt“[52] und „das Lied aus 2001“, besser bekannt als „Also sprach Zarathustra“[53]. Die meisten meiner Mitalternden haben aber (wie ich) keine Ahnung, wer das wo eingespielt hat, wer das geleitet hat oder wie alt die Aufnahme ist. Warum auch? Es geht um die Musik, das Stück, das Werk.

Heute haben wir aber in der Popmusik (und damit meine ich „populäre Musik“, ohne eine Wertung einbringen zu wollen) Titel, die klar an den bekanntesten Interpreten geknüpft sind. Natürlich gibt es Neuaufnahmen von alten Stücken, aber das Stück bleibt so im Ohr, wie wir es das erste Mal gehört haben (oder wie es populär wurde), und nicht in der Originalversion.[54]

Bei Pop möchten wir nicht, dass irgendeine unbekannte Coverband das nachspielt, sondern wir wollen das Original hören, wenn wir tanzen oder feiern gehen. Die Wahrnehmung hat sich verschoben – es gibt nur noch „das Stück“ in der Originalversion, und das wird auch im Radio rauf und runter gedudelt („die besten Hits der 80er, 90er …“ – und wie diese Anpreisungen alle auch heißen mögen, die uns täglich aus dem Radio bedudeln).

Es kommt noch schlimmer: Die Generation nach „uns“ hört auf Partys erschreckenderweise dieselbe Musik wie „wir“. Und dadurch, dass Teile der „Rolling Stones“ offensichtlich untot sind, können sie – und andere Bands, die seit gefühlt 50+ Jahren im Geschäft sind – weiterhin touren.

Das nimmt manchmal groteske Züge an, wenn der „Rolling Stone“ (!) über den Widerstand gegen Präsident Trump berichtet, der musikalisch anscheinend von Joan Baez und Neill Young getragen wird.[55] Anderer Präsident, okay – aber machen Baez & Neill das nicht gefühlt seit 50 Jahren? Wer nimmt ihre Stelle ein, wenn sie tot sind – vielleicht wie bei ABBA und ihren ABBAtars[56] Avatare, in denen dann verschiedene Popfiguren zu einer verschmelzen? Eine all-time-band des Rock, in der alles erklingen darf, was jemals im Rock eine Rolle gespielt hat. Eine obskure Beschwörung der eigenen Art.

 

Man wird älter. Ich hätte mich früher massiv dagegen gewehrt, dieselbe Musik hören zu müssen wie meine Eltern. Heute tue ich das ab und an, weil mich Operetten an meinen toten Vater erinnern und meine noch lebende Mutter über meine Hermann Heesters-Interpretationen lachen kann.

Alles ändert sich, alles bleibt gleich.

Und: Wir müssen mehr gemeinsam singen.

Dein Homo Magi

 

 

 

Delling rulez!

 

Hallo Salamander,

bis jetzt ging ich leider davon aus, dass es keinen Ortsnamen gibt, der an den nordisch/germanischen Gott Delling erinnert (und seine Existenz beweist). Jetzt gibt es doch einen Fund: Dalbury Lees in England.

Die englischsprachige Wikipedia schreibt:

In late Victorian times the name was said to have developed from the Old Norse deity name Dellingr, Dalbury is mentioned twice in the Domesday Book where it is spelt Delbebi and Dellingeberie.[57]

Interessant ist, dass die Kirche im Ort (aus dem frühen 12. Jahrhundert) heute noch mit Licht und Sonne (bzw. Sonnenaufgang) in Verbindung gebracht wird:

The church has the distinction of possessing what is likely the oldest complete stained glass window in an English parish church. The Romanesque figure of an Archangel is believed to date from the early 12th century and clearly originally designed for a small Norman window opening (likely lost during later alterations) and is now reset in plain glazing in one of the south windows of the nave.[58]

Delling ist also nicht ganz vergessen (und erfunden habe ich ihn auch nicht).

Dein Homo Magi


 

Messe im Sportpalast

 

Hallo Salamander,

manche Dinge sind eigenartig, manche erschreckend, manche irgendwo dazwischen.

Ich war am Wochenende für eine Messe in einem Sportpalast. Aussteller war meine Frau, ich war also nur Helferlein und Unterstützung.

Unser Stand befand sich im Squash-Raum, was schon klaustrophobisch genug war. Der Zugang (immerhin eine Glastür in einer Glaswand) war so schmal, dass ein Kinderwagen kaum durchkam. Die anderen Seiten Beton mit den Spuren der Aufschläge von einer Millionen Squash-Bällen. Ein Erschießungskommando vor einer Wand wäre kaum aufgefallen. Das ganze Gebäude in Neo-Brutal: Schöne Sporthallen, saubere Räume, eine kleine Cafeteria und ein Kuchenstand einer Kita am Eingang.

Aber da hörte es schon auf. Der Besuch zur Toilette bedeutete drei Stufen hoch und drei Stufen runter (weil man das Podest wegen eines werbewirksam quer im Raum stehenden Autos nicht umgehen konnte), dann hinab in den Keller zu den Toiletten. Diese wiederum waren sauber, gekachelt … und eigenartig.

Als erstes fiel mir auf, dass die Tür nicht ganz zu ging. Man konnte, wenn man auf der Liege im Kraftraum lag, bequem meinen Rücken beim Pinkeln beobachten. Nicht sehr erregend, wenn man mich fragt – für keine von beiden Seiten. Der zweite Aspekt fiel mir erst später auf: keine Spiegel.

Meine Frau bestätigte selbiges für die Damentoilette: Keine Spiegel. Ich überlegte eine Weile, warum ich das so besonders erschreckend fand. Endlich wurde es mir klar: Vampir-Fitness. Die Kachelwände sorgten dafür, dass man das Blut gut abwischen kann. Die fehlenden Spiegel erlaubten, dass Vampire ungehindert in den Räumlichkeiten flanieren konnten. Die Kraftmaschinen und die Sportgeräte lockten eine Klientel an, die sportlich, wohlgenährt und gut zu verzehren war.

Der Sportpark des Todes … und ich war mittendrin gefangen!

Irgendwie überstanden wir den Tag, ohne uns mit Knoblauchzehen einzureiben oder mit heiligem Wasser zu gurgeln. Mein seit fast vier Jahrzehnten betriebener Tablettenkonsum sorgt wohl dafür, dass ich nicht mehr angenehm rieche, wenn es um Karnivoren geht. Sie wittern, dass mein Fleisch nicht Bio-Anbau-Regeln entspricht.

Aber ich war schon froh, als wir da wieder raus waren.

Dein Homo Magi


 

Unbekannte Sprachen

 

Hallo Salamander,

da hätte ich es nie erwartet: Auch Jules Verne hatte einen Hang zum Entwickeln von unbekannten Sprachen. Oder vielleicht machte er sich nur einen Spaß mit dem Leser. Wie ich darauf komme? Auf Nemos Nautilus fällt jeden Tag der Satz „Nautron respoc lorni virch“[59]. Und auch eine intensive Netzrecherche und das Befragen diverser Übersetzungstools ergab nichts.

Immerhin eine sehr gute Analyse fand sich online:

Four words: „Nautron respoc lorni virch.“ What‘s it mean? We don‘t know … and that‘s the point. The crew of the Nautilus is a total mystery.

They speak an unidentifiable language. Aronnax, Ned, and Conseil can‘t even figure out how many of them are on board. Like Nemo, they do nothing to reveal their nationalities. Well, almost nothing.

Just once, in the horrible battle against the squid, when an unlucky sailor is snatched up, he screams out for help in French. Aronnax knows, then, that these men are, well, men—he feels a sort of fellowship with this countryman he barely knows.

This little slip-up gives us a bit more evidence that Nemo and his crew are really human beings. While they‘re sort of mythic and mysterious, they‘re also regular people who are just trying to live their lives, forget the past, and start anew.[60]

Oder es gibt sie doch: die geheime viktorianische Organisation, die sich jeden Tag mit „Nautron respoc lorni virch“ grüßt. Oder gegrüßt hat, denn gegen jede Erwartung konnten seine drei Gäste „Nemo“ entfliehen und die Kunde in die Welt tragen.

Nautron respoc lorni virch!

Dein Homo Magi


 

Schutz-Eier

 

Hallo Salamander,

in einer englischsprachigen Folge von „Morse“[61] erklärt der Inspektor, dass Amulett und Omelett denselben Wortstamm hätten – aber genauer geht er darauf nicht ein. Da der Charakter in der Serie belesen und klug ist, wollte ich das nachvollziehen können – und zwar in einer Art und Weise, die nicht eine Grundwortform von „aomuletta“ alias „flach und wichtig“ vermutet.

Schon begann das Problem. Denn laut duden.de ist ein Amulett ein

kleiner, oft als Anhänger getragener Gegenstand, dem Unheil abwehrende und Glück bringende Kräfte zugeschrieben werden[62]

Zur Wortabstammung heißt es:

lateinisch amuletum, Herkunft ungeklärt[63]

Ein Omelett ist ein Eierpfannkuchen. Das war mir vorher klar. Beim Omelett heißt es bei duden.de zur Herkunft des Begriffes:

französisch omelette, Herkunft ungeklärt[64]

Wir haben also einmal eine ungeklärte französische Herkunft, einmal eine ungeklärte lateinische Herkunft. Man soll aber nie aufgeben bei solchen wichtigen Fragen.

Was sagen unsere englischsprachigen Freunde zum Omelett?

Omelettes are believed to have originated in ancient Persia.  According to Breakfast: A History, they were „nearly indistinguishable“ from the Iranian dish kookoo sabzi.

According to Alan Davidson, the French word omelette (…) came into use during the mid-16th century, but the versions alumelle and alumete are employed by the Ménagier de Paris (…) in 1393. Rabelais (…) mentions an homelaicte d'oeufs, Olivier de Serres an amelette, François Pierre La Varenne‘s Le cuisinier françois (1651) has aumelette, and the modern omelette appears in Cuisine bourgeoise (1784).[65]

Außer dem persischen Ursprung (aber da geht es wohl eher um die Eierspeise, nicht um das Wort an sich) erfahren wir, dass es sehr wohl Wortparallelen Omelett/Alumett/Aumelett gibt.

Beim Amulett kommen wir englischsprachig aber weiter:

An amulet, also known as a good luck charm or phylactery, is an object believed to confer protection upon its possessor. The word „amulet“ comes from the Latin word amuletum, which Pliny‘s Natural History describes as „an object that protects a person from trouble“. Anything can function as an amulet; items commonly so used include statues, coins, drawings, plant parts, animal parts, and written words.[66]

Immerhin wird hier die obskure lateinische Wortverwandschaft erklärt.

Hilfreich ist erst die deutsche Wikipedia beim Amulett:

Die genaue Etymologie des Wortes ist ungeklärt. Der lateinische Begriff amuletum, von dem das deutsche Wort ab Anfang des 18. Jahrhunderts entlehnt ist, findet sich mehrfach in der Naturalis historia Plinius‘ des Älteren (1. Jahrhundert n. Chr.) und wird von verschiedenen Autoren als Abwehrmittel gegen Unheil auf amoliri ‚abwenden, entfernen‘ zurückgeführt. Von anderen Wissenschaftlern wurde eine Herkunft aus der arabischen Wurzel ḥ-m-l ([…] ḥamala ‚tragen‘) vermutet, gegen die Johann Gildemeister in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft argumentierte. Möglicherweise besteht als (gesundheitsfördernde bzw. schadenabwendende) ‚Speise aus Stärkemehl‘ eine Verwandtschaft mit griechisch-lateinisch amylum bzw. amulum (Stärkemehl) und diese wurde dann volksetymologisch auf lateinisch amoliri („abwenden“) bezogen.[67]

Aber immer wenn man glaubt, man hätte Klärung erlangt … was schreibt die deutsche Wikipedia zum Omelett:

Das Wort stammt aus dem Französischen und wurde im 18. Jahrhundert in den dort damals gängigen Formen Omelette und A(u)melette ins Deutsche entlehnt. Die Herkunft des französischen Worts, das im Mittelfranzösischen als aumelette, amelette belegt ist und seit dem 16. Jahrhundert – wahrscheinlich unter volksetymologischem Einfluss von œuf ‚Ei‘ – zu omelette wurde, ist nicht sicher. Weil im Ménagier de Paris (um 1393) die beiden Hälften eines in der Mitte geteilten Kräuteromeletts sowie verschiedene andere Omeletts mit Käse oder Zucker als alumele, alumelle, alumette bezeichnet werden und speziell alumelle sonst eine agglutinierte Form von la lumelle, la lamelle „Schneide, Klinge“ ist, das seinerseits von lateinisch lamella ‚(kleine) Klinge‘ abstammt, wird üblicherweise auch für die Wortform a(u)melette ‚Omelett‘ angenommen, dass sie auf das gleiche lateinische Etymon zurückzuführen sei, nämlich als Metathese aus der auch dialektal belegten Form alumette ‚Omelett‘, die ihrerseits durch Suffixwandel aus alumel(l)e ‚Klinge, Omelett‘ entstanden sei.[68]

Unbekannte Worte, eng verwandt, vielleicht aus dem Persischen kommend. Eine abwehrende Eierspeise? Eine kleine Klinge, die Kräuteromeletts durchtrennen kann? Abwendendes Mehl?

Hätte ich vorher gewusst, auf was ich mir hier einlasse …

 

Achja: Das ultimative Artefakt, das todabweisende Amulett schlechthin ist in der „Perry Rhodan“-Serie der Ei (!) – förmige Zellaktivator.[69] Keine Fragen.

Dein Homo Magi

 

 

 

Gegendertes Zaubern

 

Hallo Salamander,

manchmal fragt man sich, was mit der Welt los ist, wenn man die Zeitung liest. Aktuell war das dann diese Meldung (wenn auch online, nicht gedruckt):

Erste Professur für „Gender-Gerechtigkeit in der angewandten Mathematik“ – für 450.000 Euro Staatsförderung

Die Hochschule Bielefeld hat eine Professur für „Gender-Gerechtigkeit in der Angewandten Mathematik“ ausgeschrieben. Die Forschung soll dazu dienen, „geschlechterspezifische Verzerrungen in Algorithmen“ zu reduzieren.[70]

Ich glaube, ich fand sogar einen älteren, erklärenden Text dazu:

(…)

Dr. Nicola Oswald forscht zu Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit in der Mathematik.

Nicola Oswald ist Studienrätin im Hochschuldienst an der Universität Wuppertal und beschäftigt sich neben ihrem Arbeitsschwerpunkt Zahlentheorie seit mehreren Jahren intensiv mit Gender und Diversity in der Mathematik – ein Bereich, der in Deutschland bislang kaum erforscht ist. Dabei wird im Gespräch schnell klar, dass Geschlechtszuschreibungen an vielen Stellen eine Rolle spielen. Klar, logisch, rational – Männer können gut mit Zahlen; Frauen werden Lehrerin, das sind gängige Stereotype. „In der Gesellschaft hat Mathematik ein überwiegend männliches Image“, fasst Nicola Oswald zusammen. Und auch die Fachkultur an den Hochschulen sei nicht objektiv und chancengleich.

(…)

Und sie soll Erkenntnisse für die Hochschuldidaktik bringen, um die Lehre gender- und diversitätsgerechter zu machen. Keine Talente zu verlieren, auch darum geht es, sagt Nicola Oswald. „Frauen, die sich für ein Mathe-Studium entscheiden, bringen in der Regel Spaß, Motivation und Begabung mit.“ Was hält sie am Ende vom akademischen Weg ab? Wie kommt es zu der „leaky pipeline“, wie das Phänomen auch bezeichnet wird? Diesen Fragen auf den Grund zu gehen, ist für die Gastprofessorin ein Herzensanliegen geworden. Mit ihrer Kollegin Lara Gildehaus von der Universität Paderborn untersucht sie konkret den Umgang und die Kultur in der Mathematik. Wie genderkompetent sind Lehrende? Wie verhalten sich Professor*innen? Was für eine Sprache wird verwendet? Wie ist die Atmosphäre in Sprechstunden? Untersuchungen in den USA und Großbritannien geben Hinweise darauf, dass solche weichen Faktoren Einfluss auf Frauen haben und sie sich in einem männlich dominierten Umfeld weniger zugehörig fühlen. „Das gilt auch für andere Randgruppen“, sagt Oswald. Gute Lehre heißt für sie, Vielfalt zu berücksichtigen.[71]

Nach meinen ersten Zweifeln (kann eine Naturwissenschaft in sich mehr sein als objektiv) überlegte ich, wie es bei Magie aussieht.

Okay, in der Fantasy ist mir immerhin eine (!) Geschichte erinnerlich, in der ein Zauberer bei der Definition seines Zaubers Frauen vergaß, so dass die Diebin die Zauber locker durchbricht.[72] Aber weibliche Figuren in der Fantasy … ich bin mit Romanen groß geworden, in denen die Identifikationsfiguren männlich waren. Das ist sicherlich ein Faktor der Jugend-SF meiner Jugend (von Asimov über Clarke bis Heinlein), sicherlich auch meiner Generation eigen (wie vielen Generationen vorher, die Veränderung kam danach). Aber ist das schlecht? Ich weiß es nicht.

Aber in der Magie, im Heidentum hat sich das in den letzten 30 Jahren deutlich verändert. Es gibt sie kaum noch, die ungeduschten Magier, die offensichtlich Sex gegen Wissen tauschen wollen. Als würde man über Sperma Wissen weitergeben können … wenn man das so betrachtet, ist es nur noch peinlich, nicht mal mehr lustig.

Unsere Texte sind „gerechter“ geworden, das stimmt. Was das mit der Lesbarkeit macht, ist ein anderes Thema. Ich verzichte auf hämische Beispiele, weil das dem Thema nicht angemessen ist.

Zauber-Gerechtigkeit durch Gendern? Heidnische Gleichstellung durch Sprachveränderung? Oft sind das nur Sprechblasen, weil wir das gesellschaftliche Handeln, die Wirklichkeit nicht verändern. Hier ist die Sprache oft Schutzwall, die so tut, als würde sich etwas ändern.

Jetzt ziehen die ersten Firmen ihre Förderung für Frauen zurück, damit sie keine Nachteile im Handel mit den USA haben.[73] Da macht Sprache dann auch nix mehr wett.

Also müssen wir weiter daran arbeiten, richtig zu handeln – das richtige Sprechen ist dann Schritt 2, vermute ich.

Dein Homo Magi

 

 

 

Zusammenleben mit irischen Geistern

 

Hallo Salamander,

wenn ich meinen Heidenstammtisch überreden würde, mit mir gemeinsam einen erfolgreichen Spielfilm über das Zusammenleben mit irischen Geistern anzuschauen, wären sie wahrscheinlich einverstanden.

Umso verblüffter wären sie, wenn ich dann den Fernseher anschalte und es gibt einen Schwarzweiß-Film mit James Stewart. Du erinnerst dich vielleicht: „Mein Freund Harvey“ von 1950.[74]

James Stewart brilliert in der Rolle des etwas einfachen Elwood P. Dowd, der immer seinen imaginären Hasen dabeihat. Aber im Lauf des Filmes wird immer klarer, dass es den Hasen vielleicht doch gibt. Er ist nie zu sehen, aber ganz am Ende scheint klar zu sein, dass er existiert (von anderen subtilen Hinweisen mal abgesehen, die ich hier nicht wiedergeben möchte, um dir die Chance zu geben, den Film noch einmal in Ruhe zu schauen).

Am Ende des Filmes hat Harvey durch Dowd (oder alleine … wer weiß) alles in Ordnung gebracht und alle sind glücklich – auch wenn im Einzelfall dafür ein wenig geholfen werden muss.

Interessant ist, dass Dowd seinen Hasen im Film ausdrücklich als Puka beschreibt, also als eine Anspielung auf eine bekannte Gattung von mystischen Wesen. Auch die Gaben des Hasen werden im Film gut wiedergegeben:

Als Dr. Chumley Elwood und seinen Hasen in der Kneipe aufspürt, erzählt dieser ihm, wie er Harvey einst an einem Laternenpfahl kennengelernt habe und auch, dass Harvey die Zeit mit seinem Blick stoppen könne sowie Menschen an jeden erdenklichen Ort transportieren könne. Außerdem erzählt Elwood Dr. Chumley seine Lebensphilosophie: „Man kann auf zwei Wegen gut durch das Leben kommen, entweder man ist sehr schlau oder sehr freundlich. Früher war ich sehr schlau, nun bin ich sehr freundlich.[75]

Alleine wegen der großartigen Szenen von Stewart als Dowd ist der Film heute noch sehenswert. Aber wir wollten ja über Magie schreiben.

Der genannte Puka ist nicht nur sprachlich mit dem deutschen Puk verwandt, sondern auch mit dem englischen Puck (wir erinnern uns an Shakespeare). In Deutschland zählt man den Puk zu den Elfen.[76]

Zu den irischen Pukas heißt es:

Púca, auch Puka (…), ist ein Geschöpf aus der keltischen Mythologie. Er ist ein boshafter und zauberkräftiger, aber relativ harmloser Geist bzw. Kobold, der zusammen mit Gnomen und Zwergen im Untergrund lebt. In Irland gehört er in die Nähe der Fairies und Leprechauns aus den Síde, in Schottland zu den Brownies. (…) Besonders zu Samhain sollen Púcas in Irland den Menschen erscheinen. (…)

Púcas sind Gestaltwechsler, hin und wieder erscheinen sie Menschen in Form verschiedener Tiergestalten, z.B. als Hund, Ziege oder Pferd, jedoch immer mit schwarzem Fell. (…)

Da Púcas die Sprache der Menschen beherrschen, können sie manchmal aber auch vor Unheil warnen. Bei der Ernteeinbringung ist alles, was nach Samhain auf den Feldern an Getreideähren zurückbleibt, Eigentum der Púcas. Nach Ó Súilleabháin wird Halloween auch „Púca night“ genannt.[77]

Ich habe mir den Hasen zwar immer als weiß vorgestellt (wegen der sprichwörtlichen weißen Hasen, die man im Irrsinn sieht), aber damit kann ich leben, dass der wohl schwarz ist.

Die Quellenlage zur Autorin des zugrundeliegenden Bühnenstücks lässt ihre Inspirationen klar werden:

Mary McDonough Coyle Chase wurde am 25. Februar 1907 in Denver / USA geboren. Ihre Mutter war irischer Abstammung. Von ihr lernte sie Geschichten über Banshees (weibliche Todesgeister), Lepaichuuns (kleine grüne Feen) und Pukas (Geisterwesen in Tiergestalt), die sich in ihren späteren Geschichten wieder finden.[78]

Ein schöner Film, ein magischer Film, ein guter Film. Pflichtprogramm für jeden Heiden.

Dein Homo Magi


 

Alles gut

 

Hallo Salamander,

wer hat eigentlich zugelassen, dass „alles gut“ zur Standardantwort auf jede Frage und jeden Hinweis wird?

Vor zehn Jahren ist mir diese Phrase nicht in diesem Zusammenhang untergekommen, auch vor fünf Jahren nicht, aber in den letzten 24 Monaten ist die Worthülse virulent.

·         „Entschuldigung, ich habe ihnen aus Versehen auf den Fuß getreten.“ „Alles gut.“

·         „Leider sind die Mohrrüben aus. Darf ich ihnen etwas anderes anbieten?“ „Alles gut.“

·         „Ich kann nicht mehr mit dir zusammenleben, ich ziehe aus, nehme die Kinder mit und ziehe zu Klaus.“ „Alles gut.“

·         „Erdling! Wir werden erst die großen Städte vernichten, dann die ganze Menschheit ausrotten. Euer Planet wird zur Brutstätte für unsere Larven des Terrors!“ „Alles gut.“

Die Aussage „Alles gut“ an sich ist inhaltslos. Es ist eben NICHT alles gut in der Welt. Ganz im Gegenteil. In Gegenden, wo man geglaubt hat, dass die Konflikte beigelegt sind, spielt jeder (und ich meine wirklich: jeder) mit dem Feuer. Krieg in Europa, Krieg in Nahost. Politikskandale in Deutschland, Firmenpleiten, Arbeitslosigkeit … alles gut.

Wahrscheinlich ist das der Auslöser für das Ansteigen der Verwendung dieser Worthülse. Es ist eben NICHT alles gut und jedes geraunte „alles gut“ ist ein kleines Zeichen des Widerstands, ein Erkennungssymbol für diejenigen, die auch um die kommende Weltrevolution wissen.

Du glaubst mir nicht? Alles gut.

Dein Homo Magi

 

 

 

Erinnerung im Gehör

 

Lieber Salamander,

 

im Auto höre ich gerne alte SF-Hörspiele. Und an einer Stelle führte der Held – ein Detektiv - seinem Auftraggeber – einem Wissenschaftler – Bilder vor. Und ganz brav hatte er Dias vorbereitet, die er mittels Diaprojektors an die Wand warf.

Das Klicken des Wagens oder Bildschlittens, der immer herausfuhr und wieder hereinfuhr, das war mir natürlich vertraut. Kennt jeder, der alt genug ist:

Bei Projektoren mit manueller Diazuführung werden die gerahmten Dias einzeln mittels Wechselschieber oder über einen Fallschacht in den Projektions-Strahlengang gebracht.

Bei Projektoren mit Diazuführung aus einem Diamagazin ist ein manueller Diawechsel oder automatischer Diawechsel möglich. Die Auslösung des Vorlauf oder des Rücklauf (Bildwiederholung) kann durch unterschiedliche Tasten oder auch durch die Impulslänge gesteuert werden. Der automatische Diawechsel kann, entsprechend der Ausstattung des Projektors, durch Tastendruck am Projektor oder an der Fernbedienung, durch einen Zeitschalter oder, gesteuert von einem Tonbandgerät ausgelöst werden.[79]

Alles richtig, alles klar. Aber wir vererben doch Erinnerung gerne über Bilder und Erzählungen. Wer kann sich an ein solches Geräusch noch erinnern, wenn die Generation tot ist, die das noch kannte? Bleibt es dann ein Rätsel, ein Avatar, etwas, das man nicht auflösen kann, weil eben im Hörspiel keine Erklärung folgt?

Wahrscheinlich schon. Oder ich muss einen Film mit Diaprojektor-Auftritt finden, das wird dann erinnert. Das sagt wiederum eine Menge über die Art und Weise aus, wie wir Informationen weitergeben. Wohl nicht über das Gehör. Ich sollte meine Rituale mal aufnehmen, glaube ich … wegen der Geräusche, die ich dann einfach unerklärt einbaue, um folgende Generationen zum Nachdenken zu zwingen.

Dein Homo Magi

 

 

 

01PRUHAZROZ

 

Hallo Salamander,

früher gab es sie noch, die Festnetztelefon-Tastaturen, auf denen auch Buchstaben vermerkt waren. Im Englischen nennt man sie Nummern der Eitelkeit, „vanity numbers“:

Wenn Sie die Telefonapp auf Ihrem Smartphone starten und die virtuelle Telefon-Tastatur genauer betrachten, fallen unter den gewohnten Ziffern auf den Zifferntasten 2 bis 9 in kleinerer Darstellung Buchstabengruppen in folgender Anordnung auf:

2 – ABC

3 – DEF

4 – GHI

5 – JKL

6 – MNO

7 – PQRS

8 – TUV

9 – WXYZ

Es handelt sich hierbei um die Möglichkeit, mit den Tasten eine Vanity-Rufnummer (Vanity dt. = Eitelkeit) einzugeben. Bei einer Vanity-Rufnummer wird ein Teil der Ziffern durch eine Buchstabenfolge ersetzt, um größere Aufmerksamkeit zu erzeugen oder dafür zu sorgen, dass man sich eine Anwahlnummer leichter einprägen kann. Denn schließlich kann man sich das Wort 0800 PIZZATAXI besser merken als die entsprechende Ziffernfolge 0800 749928294.[80]

Natürlich ist das alles organisiert:

Zusätzlich zu den Ziffern dürfen drei bis vier Buchstaben pro Taste aufgeprägt werden. Die Zuordnung für Lateinbuchstaben ist festgelegt und kam schon lange vor der Existenz von Mobiltelefonen und SMS im Zusammenhang mit der Buchstabenwahl auf, die vor allem in Nordamerika verbreitet ist. Dort enthielten Rufnummern ursprünglich die ersten zwei oder drei Buchstaben des Namens der Vermittlungsstelle, z.B. hatten zur Vermittlungsstelle „Lakewood“ gehörende Anschlüsse Telefonnummern der Form LA-1234. Später, als die Buchstaben abgeschafft wurden, kam es auf, sich für ganze (7-stellige) Rufnummern Buchstabenabfolgen auszudenken, die ein leichter zu merkendes Wort ergeben. Die Buchstabenzuordnung war bezüglich der selteneren Buchstaben O, Q und Z ursprünglich nicht einheitlich.[81]

Sollte man für Runen auch einführen. Dann werden Anrufungen auch mit dem Mobiltelefon möglich. Einfach erklären, welcher Furthark und welche Runen, und dann vergibt man einen Schlüssel. Das ältere Futhark hat 24 Zeichen[82], die könnte man doch bequem auf einer Tastatur verteilen & hätte noch Platz für ein paar wichtige Symbole.

0                                           Thorshammer-Symbol

1                                           1-3

2                                           2-6

3                                           7-9

4                                           10-12

5                                           13-16

6                                           17-20

7                                           21-24

8                                           Met trinken

9                                           Heil rufen

Ein Telefonritual sähe also so aus. Runen festlegen, die man braucht. Dann das Thorshammer-Symbol (0), Heil rufen (9), die Runen, die man verwenden will (9, wegen der heiligen Zahl 9, man kann aber gerne Runen doppelt verwenden, um den Effekt zu verstärken), dann mehrmals Met trinken (8), wieder Heil rufen (9) und zum Abschluss erneut das Thorshammer-Symbol (0). Wenn jemand dran geht, sollte man der Gegenseite klar erklären, was man vom Schicksal will.

Dann auflegen.

Seufz, ich bin nicht willig, damit Geld zu verdienen. Aber lustig wäre es schon.

Dein Homo Magi

 

 

 

Hokus Pokus Fidibus

 

Hallo Salamander,

Magie ist etwas für Pfeifenraucher oder umgekehrt.

Wie komme ich auf diese beeindruckende These? Nun, beginnen muss man bei dem uralten (naja) Zauberspruch „Hokus Pokus Fidibus“. Wo kommt der her?

Wikipedia schreibt:

Hokuspokus, auch hocus pocus fidibus ist ein Zauberspruch, dessen lateinisch klingende Worte keine konkrete Bedeutung haben. Der Ausdruck ist seit dem 17. Jahrhundert belegt.

(…) Seit dem 17. Jahrhundert (erstmals 1624) ist die Zauberformel (zunächst in England) als „hocas pocas“ und „hocus pocus“ belegt. Sie bezeichnet zunächst die Person des Taschenspielers, aber auch die Taschenspielertricks. (…) In der Zeit des Königs Jakob soll sich ein Zauberer „The Kings Majesties most excellent Hocus Pocus“ genannt und den Zauberspruch „Hocus pocus, tontus talontus, vade celeriter jubeo.“ verwendet haben. (…)[83]

Okay, weit und breit kein Raucherbezug. Aber hier wird der erste Teil „Hocus Pocus“ vom zweiten Teil erklärungstechnisch getrennt. Und wer oder was ist ein Fidibus?

Tja, hier kommt man nur als Pfeifenraucher weiter. Was schreibt die Wikipedia:

Ein Fidibus ist ein harzreicher Holzspan oder ein gefalteter Papierstreifen, der als Anzündhilfe zum Transport einer Flamme im Haushalt dient, etwa zum Anzünden von Pfeifentabak.

Diese Anzündhilfen wurden vor der Verbreitung von Streichhölzern in der Nähe von Feuerstellen und Kaminen, z. B. in Fidibusvasen, bevorratet.

Fidibusse aus Holz bestehen aus einem langen, spitz zulaufenden, helixförmigen Holzspan, der auf speziellen Werkzeugen, den Fidibushobeln, geschnitten wird.[84]

Die Wortbedeutung ist auch schön:

Die Etymologie des in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufgekommenen Begriffes ist unbekannt; unbestritten ist lediglich, dass es sich um einen Ausdruck aus der Studentensprache handelt.

Moriz Haupt vermutete eine scherzhafte Umdeutung eines Spruches von Horaz als Ursprung: In Od. 1,36,1–3 heißt es: „Et ture et fidibus iuvat placare (…) deos“ – „Es erfreut, mit Weihrauch und Saitenspiel die Götter zu besänftigen.“ Dabei sei als Studentenulk ture „mit Weihrauch“ als „Tabaksqualm“ und fidibus „mit Saitenspiel“ als „Pfeifenanzünder“ umgedeutet worden.[85]

Statt Saitenspiel der Pfeifenanzünder zur Geselligkeit, statt Weihrauch Tabak zum Geschmack. So lasse ich mir die Zauberei gefallen!

Dein Homo Magi


 

Jesus und Saxophon

 

Lieber Salamander,

 

ob es clever ist, sich am Tag des CSD in die Innenstadt von Leipzig zu begeben, sei dahingestellt. Natürlich war es heiß und voll, aber dank CSD war es auch bunt und lebendig.

Es gab die üblichen Gegenveranstaltungen: Einen Informationsstand irgendeiner islamischen Organisation und die Über-Christen, die schon immer genau wussten, wie die Welt organisiert sein muss, damit wir alle zu Jesus kommen.

Was ich erleben durfte, war aber ein obskurer „clash of cultures“, der mich wirklich bewegt hat. Auf der einen Seite stand ein älterer Herr, der großartig Saxophon spielte, unter anderem Dave Brubecks „Take 5“. Ein wundervolles Stück, immer wieder schön zu hören. Auf der anderen Seite war da der Herr, der in aggressivem Ton samt sächsischem Zungenschlag, zur weiteren Qual noch über einen Lautsprecher verstärkt, die Umstehenden beschimpfte und in einer sich immer wieder überschlagenden Stimmlage darüber informiert, dass sie, wenn sie nicht sofort und sogleich zu Jesus umkehren, in die Hölle kommen. Keine Alternative, keine Diskussion.

Sünde spielte eine Rolle, das natürliche Verhältnis von Mann und Frau wurde erwähnt. Wie könnte es anders sein, alle Motten-verseuchten Standardsprüche aus dem Repertoire der christlichen Homo-Feindlichkeit wurden in breitestem Sächsisch über mich (und viele andere) ausgeschüttet, während die Musik von Dave Brubeck versuchte, etwas Weltläufigkeit in die ganze Szene einzubringen.

Es war grotesk. Es war heiß, um mich herum hunderte von friedlich Demonstrierenden CSD-Besucherinnen und Besuchern, dazwischen immer wieder gesächselte Hass-Tiraden.

Wenn ich die Wahl habe zwischen Dave Brubeck in Folkwang und sächsischem Katechismus in der Hölle ist meine Entscheidung eindeutig.

Take Five!

Dein Homo Magi


 

Gestorben ist schlimmer

 

Hallo Salamander,

manche Projekte sind so eigenartig, dass man sie nicht vergisst. Schlimmer sind aber noch die Projekte, die man nie vergisst, die aber alle anderen vergessen.

Vor zehn Jahren hatte ich ein Treatment und Probeseiten für „Precinct Jericho – Gestorben ist schlimmer“ abgeliefert. Der Vertrag war unterschrieben, die Serie war in meinem Kopf fertig und die Ankündigung für August 2015 wurde gedruckt.

Das Buch (Teil 1: „Gestorben ist schlimmer“) war bestellbar. Die Verlagsankündigung war gut, Interesse war geweckt.

Soweit, so gut.

Ein Drittel des Buches stand und war beim Lektor. Den kannte ich gut – alter Kumpel aus Fan-Tagen, selbe Rückenkrankheit wie ich, eigentlich mein Alter, kein Problem. Wir lachten über dieselben Witze, kannten dieselben Filme usw. usf.

Das klang wie eine lockere Tour quer durch die Vorarbeiten zur Veröffentlichung. Ich erwartete die üblichen Lektoren-Rückmeldungen, lebte aber nicht in Angst.

Es kam nichts.

Rückfragen ergaben, dass der Lektor bei der Arbeit an „meinem Roman“ verstorben war. Es gab keine rettbare Datei mit seinen Anmerkungen, wir hatten Wochen (gar Monate) verloren und ich war wie vor den Kopf geschlagen.

Dieselben 50+ Seiten liegen immer noch unlektoriert auf meinem Rechner. Die Serie ist nie erschienen. Jetzt ist es 10 Jahre her, jetzt denke ich immerhin darüber nach, daran was zu machen. Aber der Titel eines Buches war nie so richtig wie hier: Gestorben ist schlimmer.

Mist.

Dein Homo Magi

 

 

 

Commander Vrillon im Fernsehen

 

Hallo Salamander,

1977 wurde eine englische Nachrichtensendung für folgende Mitteilung unterbrochen:

This is the voice of Vrillon, a representative of the Ashtar Galactic Command, speaking to you. For many years you have seen us as lights in the skies. We speak to you now in peace and wisdom as we have done to your brothers and sisters all over this, your planet Earth. We come to warn you of the destiny of your race and your world so that you may communicate to your fellow beings the course you must take to avoid the disaster which threatens your world, and the beings on our worlds around you …[86]

Ein galaktisches Kommando, schön. Eine kirchliche Seite (die sind anders irre als die Esoteriker) aus der Schweiz[87] schreibt zum Ashtar Command:

Die um die Erde kreisenden Ufo-Besatzungen würden von verschiedenen, im Vergleich mit der Erde höher entwickelten Planeten stammen, die zu einer interplanetaren „Föderation“ resp. „Allianz“ zusammengeschlossen seien. Im Rahmen dieser Allianz würde den „Santinern“, Bewohnern eines Planeten in der Nähe von Alpha Centauri, eine besondere Bedeutung zukommen, welcher Name deshalb als Bezeichnung für alle Ufonen dienen könne. Nur seien die Ufos, deren Tausende im Moment (seit den 50er Jahren) die Erde umkreisen, nur beschränkt sichtbar, da sie höheren Dimensionen resp. einer höheren Schwingungsfrequenz angehören würden. Manchmal würden sich die Ufos allerdings als Ufo-förmige Wolkenformen zu erkennen geben. Die Gesamtzahl der Besatzungen dieser Ufos geht in die Millionen. Dazu kommen allerdings noch „Aussenteams“ auf der Erde. Diese haben sich in irdische Körper inkarnieren lassen, um ihre Genossen in den Ufos durch »Lichtarbeit« zu unterstützen. Allerdings müssen sich diese Mitglieder der Aussenteams erst ihrer ausserirdischen Herkunft bewusst werden und sich einer »Lichtarbeiter«-Gruppe anschliessen. (Die Angehörigen der »Ashtar Command«-Bewegung empfinden sich folglich als Mitglieder dieser „Aussenteams“, also als Ausserirdische in menschlichen Körpern.)[88]

Umso esoterischer es wird, desto irrer werden die Texte. Ein Beispiel von vielen:

I AM Lord Sananda, the Christ Teacher for the Earth and I AM Commander Ashtar of the true Ashtar Command now known as the Solar Star Command. We come forward today to update humanity on our Planetary Earth Mission.

We of the true Ashtar Command came here many eons ago in a guardianship capacity to hold the Christ Vibration for the Earth and Humanity so that the Earth and Humanity would not fall into total darkness under the Planetary Control System called the MATRIX. We have supported the Earth through the support of our Ashtar Command Members in human embodiment as „Lightholders“ for the Earth until the time was right for us to step into the next phase of our mission. The next phase of our mission, which is to „manage“ the Freedom From the MATRIX Program, was triggered by the 2012 transition to the 13.13.13 Solar New Earth Reality Time Line which is known to us as the „End of the Time of Allowance.“[89]

Äh … ja.

Ich glaube eher daran, dass mit der Eröffnungszeile „This is the voice of Vrillon“ eine Verbeugung vor einer (damals) 10 Jahre alten Fernsehserie stattfand, deren Eröffnungssatz folgendermaßen lautet: „This is the voice of the Mysterons“.[90] Der war damals ziemlich populär; inzwischen gibt es zu dem Satz auch eine Pop-Version der Eröffnungssequenz der entsprechenden Serie.[91]

Das ganze Ding wäre also ein (technisch anspruchsvoller) Hack, um einen SF-Witz unterzubringen. Erscheint mir realistischer als Anführer aus der Milchstraße.

Dein Homo Magi


 

Heilige Narren

 

Hallo Salamander,

es gibt sie noch, die heiligen Narren. Sie laufen in jeder religiösen unweigerlich irgendwann herum. Manchmal werden sie verbrannt, manchmal zu Heiligen gemacht, manchmal ignoriert. Aber wir kennen ihr Auftreten, so als wäre der Bauplan für den heiligen Narren in unserer religiösen DNA fest verankert, ohne dass wir etwas daran ändern könnten.

Wie komme ich darauf?

Gestern waren wir einkaufen. Vor der mittelalterlichen Kirche staunten wir über einen aufgebauten Stand, wo eine Handpuppe Kinder dazu ermuntern sollte, Steine bunt zu bemalten. Es war wohl eine Aktion zu den größeren Bauarbeiten am sogenannten „archäologischen Fenster“, das gerade in der Innenstadt entsteht.

Dazu gehörte aber der Puppenspieler. Ungefährlich, jeden über seinen Glauben informierend, bereit, eine wie auch immer gestaltete Zahl von Kindern samt Eltern mit der Puppe zu erfreuen, während die Kinder Steine bemalten. Die ideale Beschäftigung, während die Eltern einkaufen sind.

Er war sehr freundlich, aber man merkte, dass ein Feuer in ihm brannte – es brannte für die Kirche und die Jungfrau Maria, aber es brannte in einer Klarheit, dass ich mir nicht erlaubt hätte, an ihm Missionsversuche zu starten. Und er war so überzeugt von seiner Mission, dass das auch sinnlos gewesen wäre.

Er wollte mich nicht überzeugen, er wollte mich nicht beeindrucken, er wollte Kinder sinnvoll beschäftigen, weil er seine Religion so verstanden hat. Dem hat man dann in so Momenten wenig oder nichts entgegenzusetzen.

Ich würde mir das für alle Religionen wünschen, aber das ist ein Traum, den wir seit Jahrtausenden träumen.

Dein Homo Magi


 

Körperöffnungen

 

Hallo Salamander,

ich denke manchmal über sehr eigenartige Dinge nach. Okay, eigentlich viel zu oft.

Eine Teil-Antwort auf eine Frage, die ich mir viel zu oft stelle, gab mir jetzt ein Zitat aus einem auch schon über 25 Jahre alten Buch. Erst das Zitat:

Wenn das schlechthin Fremde sich dann doch konkretisiert, interessierte es sich vor allem für menschliche Körperöffnungen und stellt mit albernen Maschinchen Schabernack an, der früher den Zwergen, Poltergeistern und Wibblingern vorbehalten war.[92]

Enthalten ist das Zitat in „Instant Nirwana“ von Marcus Hammerschmitt, erschienen 1999.

Menschliche Körperöffnungen? Die berühmten Analsonden der Ufo-Astronauten sind schon „out“. Jetzt leben wir in einer Welt, in welcher der amerikanische Gesundheitsminister von einem Gehirnwurm befallen wurde.[93] Und er spricht darüber, als handele es sich um einen außerirdischen Invasor, der in sein Gehirn eindringt.

Man muss nicht erst an „Star Trek“ und Kahn samt Wurm denken, wenn man hier eine Quelle finden will.[94] Mr. Mind, der böse Wurm aus den amerikanischenSuperheldencomics taucht immerhin schon 1943 auf.[95]

Comic-Bösewichte fallen amerikanische Minister an. Oder: Hier werden Angstbilder recycled, die offensichtlich aus dem Bereich der Science Fiction kommen. Man muss nur genug übertreiben, irgendwann wird es für irgendjemand Realität.

Und der kann dann sogar Minister werden.

Dein Homo Magi


 

Feind der Butter

 

Hallo Salamander,

der größte Feind der Butter ist die Margarine. Machen wir uns bitte zu Margarine nichts vor. Selbst Wikipedia muss zur Gesundheitsförderung der Margarine konstatieren:

Margarine zählt zu den sogenannten hochverarbeiteten und funktionellen Lebensmitteln, die neben ihrer ernährungsphysiologischen Bedeutung sowie ihrem Geschmack- und Genusswert gesundheitsfördernde Eigenschaften haben sollen. Diese werden von Herstellern in der Werbung herausgestellt, sind aber nicht eindeutig wissenschaftlich belegt.[96]

Man beachte den Konjunktiv.

Abbildung 1: „Margarinefiguren für die Puppenstube“ von https://diepuppenstubensammlerin.blogspot.com/2018/07/margarinefiguren-fur-die-puppenstube.html (30.07.2025)

Ein eigenartiger Unterschied zwischen Butter und Margarine zeigt sich aber in der Bewerbung. Denn nur für Margarine gibt es ein eigenes Werbemittel, die Margarinefiguren:

In der Zwischenkriegszeit war der deutsche Margarinemarkt mit mehreren Hundert Herstellern besetzt, unter denen es einen starken Konkurrenzkampf gab. Ab 1920 verwendeten viele Hersteller zur Stärkung der Markenbindung Zugaben in verschiedener Form: Figuren aus Pappe, Holz, Metall, Papierbilder (…). Diese Entwicklung des Zugabewesens wurde durch die Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 abgebremst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Tradition der Margarinefiguren schnell wieder auf. Die Motive waren breit gefächert und zeigten Darstellungen aus dem täglichen Leben. So existieren Figuren u. a. zu Menschen, Berufen, Pflanzen, Tieren, Märchen, Sport, Baudenkmälern, Häusern, Wildwest, Flugzeugen, Schiffen, Eisenbahnen, Kraftfahrzeugen, Karneval, Hochzeit, Ulkfiguren, Zirkus, Weihnachtsfiguren, Vergnügungsparks, Science Fiction.

Der Schwerpunkt bei den Margarinefiguren liegt in den deutschsprachigen Ländern Schweiz, Österreich und Deutschland. Durch den grenzübergreifenden Warenhandel waren die Figuren vereinzelt aber auch in anderen Ländern zu finden.

Die Ära der Margarinefiguren endete abrupt 1954. Die Margarine-Industrie einigte sich seinerzeit in einem gemeinsamen Übereinkommen, am 1. März 1954 die Zugaben einzustellen.[97]

Zum Themengebiet Science Fiction fand ich jetzt keine Figuren auf den Darstellungen, aber viel zum Thema Technik.

[98]

Ein Artikel über einen Sammler nennt Margarinefiguren die „Überraschungseier der Wirtschaftswunderzeit“.[99]

In meiner Kindheit und Jugend fand man sie noch oft auf Flohmärkten, doch in den letzten Jahrzehnten findet man sie nur noch selten. Und ich kenne wirklich niemanden, der sie sammelt – nur ab und an findet man eine Figur irgendwo in einem anderen Haushalt, als Einzelerinnerung an die eigenen Eltern und deren Kindheit, aber kaum als Reminiszenz an eigene Sammelleidenschaften. Da haben die Überraschungseier als Ururenkel-Generation des Sammelns auch schon den Staub der Jahre angesammelt und man sammelt neu – um dann später viel Geld auszugeben, um das zu wieder erwerben, was man als Jugendlicher weggeworfen hat.

Um die Margarinefiguren ist es wegen der Optik schade, aber natürlich ist nur Butter wirklich gut. Wissen wir alle. Buttersammelfiguren gibt es zum Glück nicht, sonst müsste ich die auch noch sammeln …

Dein Homo Magi

 

 

 

Wahl der Arbeit

 

Hallo Salamander,

die Diskussion über Renteneintritt und Lebensarbeitszeit lenkt davon ab, dass der Reichtum der Besitzenden immer mehr wird, während weitere Teile der Bevölkerung verarmen.[100] Solange „wir da unten“ uns streiten, können „die da oben“ in Ruhe weiter Reichtum akquirieren. Das ist keine neue Erkenntnis, aber eine, die immer weniger ausgesprochen wird.

Inzwischen ist es so, dass die Wahl der Firma, des Berufs, des Arbeitgebers deutlich mehr Züge von Glück oder Unglück aufweist, als man bei der entsprechenden Entscheidung (für mich in meiner Welt: vor mehr als 40 Jahren) vorausplanen konnte.

Gibt es deinen Beruf noch oder ist er im Rahmen von Technisierung verschwunden? Nicht nur der Lichtsetzer und der Drucker fallen mir ein, sondern es gibt genug andere Berufe, die verschwunden sind, weil sich die technische Entwicklung weiter bewegt hat. Und nicht jeder ist so gut abgefunden worden wie die Arbeiter im Bergbau.[101]

Gibt es die Firma noch, in der ich meine Ausbildung gemacht habe? Oder ist sie – aus welchen Gründen auch immer – insolvent, ich stehe – wie viele andere – auf der Straße und lebe inzwischen von Bürgergeld? Oder ist wie von einem Investor gekauft worden, blüht auf und wirft mir jetzt Bündel von Geld nach, damit ich vollbezahlt in Altersteilzeit gehe, daheim meine Hecken schneide und entspannt einem kleinen Job nachgehe, während ich weiterhin mein volles Gehalt kassiere? Und bin ich vielleicht sogar einer jener Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, einer von 5,4 Millionen – plus 1,8 Millionen „Versorgungsempfänger“[102] –, deren Anteil an der Bevölkerung kontinuierlich wächst? Hätte ich damals gewusst, dass der Verbleib im Amt zwar meine Gehirnfunktionen gelähmt hätte, mich aber vorzüglich versorgt – dann hätte ich es trotzdem nicht gemacht, aber ich hätte da die folgenden Jahrzehnte genauer hingeschaut.

Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren. Der Slogan stammt nicht von mir, aber er ist zitierbar, ohne sich in eigenartige Abgründe zu begeben. Aber Sozialneid führt – wenn er auf die eigene Gruppe bezogen ist – zu keinem Ergebnis, sondern nur zu Wut und Ernüchterung. Aber das ist keine Grundlage für ein Handeln.

Diejenigen, die per Zufall (oder aus Gier) vom System bevorteilt werden, haben keinen Grund, sich mit dem restlichen Teil gemein zu machen. Und schon ist man wieder bei jenem Leitspruch, der solche Systeme seit Jahrtausenden stützt: teile und herrsche.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Dein Homo Magi

 

 

 

Yoyodyne

 

Hallo Salamander,

es ist manchmal ganz lustig, wenn man fiktionale Bezüge findet, die Dinge verbinden, die man unverbunden glaubt.

So erging es mir mit „Buckaroo Banzai“[103]. Es gibt Menschen, die diesen Film hassen – aber ich liebe ihn, weil er alles nicht ist, als was man ihn beschreiben könnte: Science Fiction, Musikfilm, Pulp. Im Film gibt es gefühlt 1000 Bezüge zu H. G. Wells und eben auch die Firma Yoyodyne:

The Cavaliers track the Red Lectroids to Yoyodyne Propulsion Systems in New Jersey. They realize that Orson Welles‘s broadcast of The War of the Worlds described the Lectroids‘ arrival in Grovers Mill, New Jersey in 1938, though afterward the Lectroids forced him to state it was fictional. Yoyodyne has been building a spacecraft to cross over to the 8th dimension, disguised as a new United States Air Force bomber. (…)[104]

Die Firma Yoyodyne ist aber viel älter (und eigenartiger). Quelle sind eigentlich die Romane von Thomas Pynchon:

Yoyodyne was first introduced as a fictional defense contractor in Pynchon‘s debut novel V. (1963) and featured prominently in his novella The Crying of Lot 49 (1966). Described in the latter book as „a giant of the aerospace industry,“ Yoyodyne was founded by World War II veteran Clayton „Bloody“ Chiclitz. The company has a large manufacturing plant in the fictional town of San Narciso, California. The name is reminiscent of several real high-tech companies, including the Gyrodyne Company of America, Teledyne and Teradyne, all of which were founded a few years before Pynchon wrote The Crying of Lot 49, and Rocketdyne, an aerospace company that manufactured, among other things, propulsion systems.[105]

Natürlich (naja) gibt es auch eine gleichnamige Firma im „Buffy“-Ableger „Angel“[106]. Und keine fiktive Firma kann wirklich glaubhaft sein, wenn sie nicht in „Star Trek“ erwähnt wird:

Numerous references in the Star Trek series, such as control panels and dedication plaques, indicate that parts of Federation starships were manufactured by Yoyodyne Propulsion Systems or YPS. Often, these notices are too small to be visible on a television screen, or can only be observed by freeze-framing.[107]

Was kann glaubhafter sein als eine nicht-existente Firma, welche das Gute oder das Böse (je nach Serie) beliefert – oder einfach ohne Moral ist und beide Seiten zu den Kunden zählen kann.

Wer weiß.

Dein Homo Magi

 

 

 

Pate sein

 

Hallo Salamander,

es gibt Tage, da stellt man auf einmal fest, dass man gerade irgendetwas zum letzten Mal tut. Letzte Woche wurde ich das letzte Mal Pate.

Verstehe mich nicht falsch, ich will das noch Jahre in die Zukunft hinein sein. Aber (gemeinsam mit meiner Frau) habe ich am Samstag eine Patenschaft übernommen. Es war schön, man fühlt sich total geehrt. Dazu kommt, dass wir – trotz des nicht-heidnischen Hintergrundes einiger Gäste und großer Teile der Familien der Elternteile – ein heidnisches Ritual durchgeführt haben, das den Gästen gefallen hat.

Aber meiner Frau und mir wurde klar, dass wir jetzt keine Patenkinder mehr annehmen können. Es gibt keine Zahlenbegrenzung – ich habe fünf Patenkinder, eines süßer als das nächste – aber es gibt eine Altersbegrenzung. Ich bin jetzt 60. Wenn das Kind volljährig wird (dann hört für mich formal die Patentätigkeit auf, läuft aber eigentlich ein ganzes Leben weiter), dann bin ich 78 oder 81, je nachdem, welches Eintrittsalter man wählt.

Wenn das Kind spät heiratet, mit 30 oder so, dann bin ich 90. Trotz erhöhter Lebenserwartung meiner Generation ist dann ein Tanz mit der Braut unrealistisch.

Natürlich ist das nichts Neues. Ich bin 40 Jahre oder mehr in einem Verein, da werde ich keine 40 weiteren Jahre Mitglied sein. Das ist einem klar. Aber wenn man bei solchen Überlegungen ein Kind im Arm hat, das einen beseelt (tolles Wort) anlächelt, dann wird einem die Sterblichkeit anders klar. Bedeutender, wertvoller, aber auch flüchtiger wird dabei das Leben.

 

Das musste ich einfach loswerden, lieber Salamander. Fühle dich umarmt.

Dein Homo Magi

 

 

 

Abschirmungen

 

Hallo Salamander,

unter dem Schlagwort „Effektivster Schutz“ war es eine halbseitige Anzeige im „ZEIT Magazin 35“ vom 14.08.2025: Abschirmbaldachin & Unterlagen – „Effektivster Schutz vor strahlenden Handymasten und Elektrosmog“.

Man kann den Irrsinn auch online nachlesen:

Tagsüber sind Sie einer Vielzahl von elektromagnetischen Quellen ausgesetzt – von WLAN im Büro bis zu Bluetooth-Verbindungen in öffentlichen Verkehrsmitteln und den zahlreichen Mobilfunkmasten, die Ihre Umgebung durchziehen. Über all das haben Sie kaum Kontrolle. Aber zu Hause? Da sieht es anders aus. Hier haben Sie die Möglichkeit, aktiv für eine gesunde und strahlungsarme Umgebung zu sorgen. Besonders im Schlaf, wenn sich Ihr Körper regenerieren und erholen möchte, ist es klug, sich vor störenden Einflüssen zu schützen.

Mit unserem Abschirmgewebe bieten wir Ihnen diese Möglichkeit. Es schützt Sie und Ihre Familie zuverlässig vor mehr als 99% der elektromagnetischen Strahlung und verwandelt Ihr Schlafzimmer in einen Ort der Erholung.[108]

Was sorgt für diesen Schutz?

Natürliche Materialien: Das dormiente Abschirmgewebe wird aus umweltfreundlichem Baumwoll-Garn und Kupfer hergestellt. Diese natürlichen Materialien bieten nicht nur wirksamen Schutz vor elektromagnetischer Strahlung, sondern sorgen auch für ein gesundes Schlafumfeld.[109]

Etwas weiter unten wird das Metallangebot dann weiter ausgebaut:

Genießen Sie den besten Schutz kombiniert mit den Vorteilen natürlicher Materialien. Das dormiente Abschirmgewebe besteht aus erstklassigem Baumwoll-Garn, umwickelt mit einem sehr feinen, versilberten Kupferdraht. Diese Kombination nutzt die Eigenschaften der Naturmaterialien, um eine effektive Barriere gegen elektromagnetische Strahlung zu schaffen. Diese sorgen nicht nur für hervorragenden Strahlenschutz, sondern fördern auch ein gesundes Schlafklima, frei von schädlichen Chemikalien, Plastik und Allergenen.[110]

Es gibt auch einen Verweis auf einen Prüfbericht.[111] Der Herr Professor verwendet brav seine Uni- und Privatadresse, hat aber eine private E-Mail angegeben, so dass klar ist, dass er hierbei eben nicht als Professor, sondern „nur“ als Ingenieur arbeitet. Seine Leistungen kann man gerne online nachlesen – aber Eigenwerbung mit Mathematik gehört nicht dazu. Ein Zitat:

Neu gegenüber der 2. Auflage ist die doppelte Zahl der Produkte (50 Prozent mehr)[112]

Im Gutachten selbst fehlt die „beiliegende[n] Messkurve“[113], daher fehlt leider auch die „gestrichelte Linie“ mit den „realitätsnahen Werte[n]“[114]. Schön sind Sätze wie der folgende zur „»Mulde« im Kurvenverlauf“:

Diese entsteht durch einen eigentlich unerwünschten „Resonanzeffekt“ zwischen Prüfmuster und Messgefäß und täuscht dort eine erhöhte Schirmdämpfung vor.[115]

Das könnte man in einer Science Fiction-Serie auch als Erklärung für irgendwas sagen.

Natürlich gibt es dafür Kunden. Aber wenn man schon Geld ausgibt bei der Firma, dann doch bitte richtig irre. Dann empfehle ich die Naturmatratzen, die einem unfassbare Dinge vermitteln:

Unsere Naturmatratzen helfen Ihnen dabei, das Verletzungsrisiko zu minimieren, Ihren Biorhythmus zu optimieren und das Immunsystem zu stärken.[116]

Weniger Verletzungen durch kluge Matratzen-Wahl. Natürlich. Total glaubhaft.

Mein Sofa hilft nebenbei gegen Wahnsinn. Immer. Öfter.

Dein Homo Magi

 

 

 

Regenbogen

 

Hallo Salamander,

eine entfernte Tante meiner Frau verstarb und natürlich ging ich brav mit auf die Beerdigung.

Etwas verwirrt waren wir gleich zu Anfang, dass der Ort zwar eine Kapelle war, aber es an einem Priester oder Pfarrer weit und breit mangelte. Nun, offensichtlich war die Tante vor ihrem Tod mit fast hundert Jahren noch aus der Kirche ausgetreten, denn es gab einen weltlichen Trauerredner und damit auch kein Vaterunser oder christliches Liedgut.

Wenn der Rückzug aus dem christlichen Glauben aber zu solchen Dingen wie dieser Feier führt, dann bin ich mir nicht sicher, ob das immer die richtige Entscheidung ist.

Die Rede war schlecht. Erst verwechselte der Redner die Tote und ihren lange verstorbenen Mann bei der Ansprache. Dann war er viel zu schnell in der Aussprache. Und zuletzt – Strafe dafür – wählte er das Bild des Regenbogens für den Übergang von dieser Welt in die nächste.

Wer jetzt darauf gehofft hat, dass sich hier germanisches Gedankengut finden könnte, der wird enttäuscht. Die Bilder mit der Brücke und dem Regenbogen waren stimmig, erinnerten aber irgendwann mehr an Einhörner und putzige Feen als an die Regenbogenbrücke der „Edda“. Dann wurde es noch schlimmer, und aus den Boxen ertönte knarzend erst „Somewhere over the Rainbow“, dann dasselbe Lied, aber auf Deutsch (gesungen von jemand, der plant, die geistige Gesundheit des Hörers langfristig zu schädigen). Von den Kölschen Schlagern ganz zu schweigen, die dann folgten.

Oz. Die Tante meiner Frau war auf dem Weg nach Oz. Das hatte uns der Redner klarmachen wollen. Sie würde zwischen Vogelscheuche und Dorothy herumhüpfen und singen, natürlich in Technicolor und überhaupt.

Ich bin heute noch stolz darauf, dass ich nicht kichernd in der Kapelle zusammengebrochen bin.

Dein Homo Magi

 

 

 

Hut

 

Hallo Salamander,

es gibt so Tage … da klappt nix. Oder wenig.

Ich wollte mal wieder in meinem Lieblingsarchiv arbeiten. Das mache ich freiwillig, daher kann ich kommen und gehen, wann ich will.

Also. Auto beladen, eingestiegen, Mütze auf den Beifahrersitz geworfen, Archivschlüssel auf den Beifahrersitz geworfen, Autoschlüssel rein, umdrehen, losfahren.

Unterwegs wurde es wärmer und die Sonne blendete. Brav fuhr ich langsamer, zog die Mütze auf und schon ging es besser.

Am Zielort angekommen erst einmal zur Bäckerei auf der anderen Straßenseite gegangen, dort Kaffeestückchen erworben, zurückgegangen und die Arbeit vorbereitet. Also ging es los, den Kofferraum aufmachen, um die Archivkisten ein- und auszuräumen. Und die Sucherei nach dem Archivschlüssel begann. Nicht auf dem Beifahrersitz. Nicht unter dem Beifahrersitz. In keiner Tasche. Nicht auf dem Rücksitz. Dann ging ich den Weg zur Bäckerei ab, ob der Schlüssel mir irgendwo aus der Tasche gefallen ist.

Irgendwann fiel mir ein, dass Gegenstände nicht einfach verschwinden und die Lösung, die übrig bleibt, wenn man alle anderen eliminiert hat, die richtige Lösung ist. Also zog ich meinen Hut ab, der Schlüssel fiel raus, den ich bei der Abfahrt brav in den Hut geworfen hatte, ich fing den Schlüssel in der Luft auf und machte mich auf den Weg zu meinem Archiv.

Aus den Augenwinkeln sah ich noch das junge Paar, das mich schockstarr anschaute. Wahrscheinlich glauben sie beide jetzt, dass Männer von 60 Jahren Schlüssel immer unter der Mütze verwahren, damit sie nicht wegkommen.

Wäre auch keine schlechte Theorie.

Dein Homo Magi

 

 

 

Mittelwelle

 

Hallo Salamander,

früher gab es sie noch: die Mittelwelle. In unserem Auto ist sie noch als Wahlmöglichkeit vorhanden. Aber da kommt nie was … dachte ich.

Irgendwann nachts habe ich kürzlich aus Versehen auf Mittelwelle umgestellt und auf „Sendersuchlauf“. Und tatsächlich: rauschend, wie damals aus dem Röhrenradio meiner Großtante, bekam ich einen obskuren südamerikanischen Sender rein (zumindest hörte er sich so an, spanisch, würde ich vermuten, und südamerikanische Musik). Nachts, 23.00 Uhr, auf der Autobahn. Gruselig, fast schon beängstigend.

Dann habe ich ein wenig online gesucht, weil ich wissen wollte, was ich da gehört habe. Und tatsächlich, es gibt sie noch, die Mittelwelle.

Zur Mittelwelle heißt es online:

In diesem Frequenzbereich senden Runkstationen auf Mittelwelle. Die Anzahl der Stationen ist seit 2009 stark rückläufig. Aus Kostengründen werden immer mehr Anlagen abgeschaltet.[117]

Ja, da steht Runkstationen. Vielleicht ist das ein geheimes Wort, das mir unbekannt ist. Rundrunksender oder so.

Aber das dort befindliche Verzeichnis[118] zeigt leider „meinen“ Sender nicht. Aber in Zukunft werde ich öfters mal nachts den Sendersuchlauf im Auto aktivieren. Als Erinnerung an verlorene Zeiten, verlorene Stimmen, untergegangene Techniken. Früher … ja, so ist das älter werden. Auch im Radio.

Dein Homo Magi


 

In den Senkel stellen

 

Hallo Salamander,

wieder was gelernt am Wochenende. Obwohl ich Figuren zu Schuhen sammeln (okay, Lurchi) – das Nestelband ist mir bis jetzt entgangen. Um was geht es?

Ein Nestelband (auch: Senkel, Nestelschnur, Flechtschlingen-Kordel) dient als Verschluss an Kleidungen bzw. zum Verbinden zweier Kleidungsstücke. Es ist ein aus verschiedenen Materialien und in verschiedenen Techniken hergestelltes Band.[119]

Die Wortbedeutung ist auch interessant – im „an sich herumnesteln“ kenne ich das auch noch von früher, habe das aber seit Jahren nicht mehr gehört. Hier gibt Wikipedia mir recht mit meiner Erinnerung:

Das Zuknoten von Nestelschnüren, das „Nesteln“, ist bis heute im Sprachgebrauch als Bezeichnung für eine unzielgerichtete oder unkoordinierte Tätigkeit, häufig in Zusammenhang mit Kleidung, Schnüren oder Verschlüssen geblieben.[120]

Und der Schnürsenkel gehört in die ähnliche inhaltliche Gruppe – und auch den Begriff kenne ich noch:

Ebenso leitet sich das Wort Schnürsenkel von dem ursprünglichen Wort „Senkel“ in manchen Gegenden Deutschlands für diese Art von Schnüren ab.[121]

Aber damit einen Zauber zu verbinden … das war mir neu, auch wenn sich jetzt einige Begriffszusammenhänge schließen:

Das „Nestelknüpfen“ bezeichnete einen Zeugungsunfähigkeit bewirkenden Schadenzauber, der nach dem Schnürriemen (Nestel) an der Hose des Mannes benannt ist.[122]

Das gibt dem Begriff der Binde-Runen eine ganz neue Bedeutung …

Dein Homo Magi


 

Funde

 

Hallo Salamander,

ein weiser Vortrag brauchte mich auch auf das „Kleines Verzeichnis des Aberglaubens und des Heidentums“. Noch nie gehört? Keine echte Bildungslücke, denn:

Der sogenannte Indiculus superstitionum et paganiarum („Kleines Verzeichnis des Aberglaubens und des Heidentums“) in lateinischer Schriftsprache ist ein kirchlicher Text gegen den germanisch-sächsischen Paganismus aus dem späten karolingischen 8. Jahrhundert, zur Zeit der Sachsenmission Karls des Großen.

In dieser Handschrift, von der lediglich das Deckblatt erhalten ist, werden 30 Kapitelüberschriften in einem Inhaltsverzeichnis gelistet. In diesen Überschriften sind einige wichtige Hinweise auf die pagane religiöse Kultur der Sachsen enthalten, aber auch auf die Herausforderungen der alltäglichen Arbeit für die kirchlichen Missionare.[123]

Da gibt es echt schöne Themen, zu denen man gerne mehr lesen würde – aber es gibt ja nur das Deckblatt. Der hier klingt doch toll:

De tempestatibus et cornibus et cocleis. – „Über Stürme, Stierhörner und Schnecken“[124]

Nicht nur eine schöne Alliteration, sondern auch eine tolle Idee für eine Gewandungs-Optik beim Ritual („was mit Stierhörnern und Schnecken“).

Am irrsten ist aber der hier:

De pagano cursu quem yrias nominant, scissis pannis vel calceis. – „Über den heidnischen Brauch, den sie Yrias nennen mit zerrissenen Tüchern und Schuhen“[125]

Yrias – das ist also was mit zerrissenen Tüchern. Den Namen würde ich wohl kaum kommerziell nutzen wollen – aber Irrsinn gibt es immer wieder. Das Suchen nach „Yrias“ ergibt dann Hinweise auf einen Toyota, der (glaubt man der Suchmaschine) fast genauso heißt:

Der Toyota Yaris ist ein in mehreren Generationen gebauter Kleinwagen des japanischen Automobilherstellers Toyota. Der Name, ein Kunstwort ohne konkrete Bedeutung, wurde 1997 von der Düsseldorfer Namensagentur Nomen geschaffen.[126]

Nicht so clever … von der Suchmaschine. Und wenn ich ein germanischer Gott wäre oder eine germanische Hexe, dann würde ich schon von Suchen nach Yirias und Antworten wie Yaris samt „Kunstwort ohne konkrete Bedeutung“ verärgert. Vielleicht ist die Rache auch schon längst geschehen, denn:

Allerdings rief Toyota 2013 weltweit 185.000 Yaris, die von August 2010 bis März 2012 gebaut wurden, aufgrund eines Mangels in der Servolenkungselektronik zurück.[127]

Sehr schön.

 

Das nächste Mal geht es dann um Pfannengerichte, treu dem heidnischen Motto:

De observatione pagana in foco, vel in inchoatione rei alicujus. – „Über heidnische Beobachtung in der Pfanne, oder im Anfang irgendeiner Sache“[128]

Dein Homo Magi

 

 

 

Ingmar

 

Hallo Salamander,

jeder braucht Ingmar-Symbole. Wir wissen doch alle, dass dieser Vorname vom Aldebaran stammt und daher voll ist mit kosmischer Kraft.

Was, noch nie gehört? Dann brauchst Du „Ingmar – Das System der Symbolkräfte von Aldebaran“.[129] Zur Beschreibung braucht man eigentlich keinen eigenen Text, da sollte man nur zitieren. Also, wer oder was ist Ingmar?

INGMAR ist der Sammelbegriff für einen Pool von einer großen Anzahl von Symbolkräften. Energien sind ungebunden und frei, Kräfte werden durch ganz bestimmte Symbole gebündelt. Diese Kräfte stehen allen verantwortungsbewussten Menschen jederzeit zur Verfügung. Die entwickelten Kräfte selbst entstammen freien Energien dieses Sonnensystems (teils von der Erde, teils von anderen Planeten), die durch spezifische Symbole aus dem Sonnensystem 211 mit Namen Aldebaran konzentriert gebündelt und so nutzbar gemacht werden.[130]

Endlich eine Energie, die nur bei verantwortungsbewussten Menschen funktioniert – wobei ich mich schon frage, wer das wie überprüft.

Die Durchnummerierung der Sonnensysteme wiederum ist mir entgangen, ehrlich. Aber da kann man ja online weitersuchen, wenn man wissen will, was das ist (und nein, es ist nicht dieselbe Seite im Netz):

Das Sonnensystem 211 (Aldebaran ist eine Art Deckname) verfügt tatsächlich über einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf das Geschehen auf dem Planeten Erde, speziell was die Völker germanischen Ursprungs betrifft.[131]

Aha. Das ist so irre, dass es schon fast gefährlich wird. Etwas später heißt es dort:

Andere Einflüsse erreichen uns von Orion, Arkturus, Sirius, Andromeda, den Plejaden und dem Asteriodengürtel.[132]

Die guten, alte Asterioden. Klar. Und der Unterschied zwischen Stern und Galaxie ist auch nicht so wichtig, vermute ich.

Zurück zu Ingmar:

Die Symbole von Ingmar wirken vor allem auf die körperliche Ebene des Menschen. Sie verbinden den Menschen mit der lebenspendenden Kraft der Erde. Das Wissen dazu wird mit dem Sonnensystem des Aldebaran im Zeichen des Stiers in Zusammenhang gebracht. Das Buch beinhaltet detaillierte Informationen über die praktische Anwendung d. Symbolkräfte, wie Energiefelder u. Kraftplätze mittels Steinsetzungen geschaffen werden können, wie Wasser energetisiert und Lebensmittel entstört werden.[133]

Ich würde gerne meinen morgendlichen Kaffee im Büro entstören … aber egal, was ich tue, meine Kolleginnen kommen stören![134]

Weiter zu Aldebaran:

Ingmar kommt vom Sonnensystem Aldebaran zu uns und ist Ausdruck einer Quelle freier, ungebundener Energien, die durch bestimmte Symbole zu Kräften transformiert werden, um für das irdische Bewusstsein erfahrbar zu sein. Jedes Symbol fokussiert kosmische Prinzipien, die bei allen Lebewesen auf sanfte Weise zur Wirkung kommen, ohne den freien Willen zu manipulieren.

Es ist dies ein völlig neues System, das uns auf telepathischem Wege vermittelt wurde. Der Zweck dieser Symbole ist dabei einzig der, entwicklungsfördernd auf uns Menschen einzuwirken, um uns den Übergang im momentan weltweit stattfindenden Transformationsprozess zu erleichtern. (…)

Um erweiterte Anwendungsmöglichkeiten für die Symbolkräfte zu erhalten, wurde uns von unseren Sternengeschwistern vom Sonnensystem Aldebaran der Vorschlag unterbreitet, das vorliegende Kartenset zu erstellen. (…)[135]

Außerirdische haben mich gezwungen, diese Karten zu vermarkten. Ehrlich. Und man kann so viel mit den Karten machen, auch pendeln:

Es gibt insgesamt 64 Karten und die kleine Zusatzkarte „Pendelhilfe Flott“. Diese zeigt das Symbol „Flott“, das für all jene Menschen, die das Pendel befragen, hilfreich sein kann. Legt man diese Karte unter das Pendel oder auf eine Pendelskala, so wird der Wahrheitsgehalt der Antworten um ein Vielfaches erhöht.[136]

Optisch sind die Karten wohl auch behandelt/verbessert worden:

Auf den Rückseiten der Karten findest Du jeweils die Symbole nochmals gezeichnet. Der Grund dafür liegt darin, dass die Symbolkräfte von Ingmar nur dann ihre volle Wirkung entfalten können, wenn sie auf dem Träger beidseitig angebracht sind. Damit werden diese Karten zu Energiekarten. Das bedeutet, dass auf jeden Gegenstand, der mit diesen Karten in Berührung kommt, die jeweiligen Symbolkräfte übertragen werden.[137]

Ich bin beeindruckt – wie habe ich es nur bisher ohne Ingmar ausgehalten?

Das Beste kommt zum Schluss:

Jede der Karten kann als Energiekarte verwendet werden. Du kannst jeden beliebigen Gegenstand (besonders wirksam bei Edelsteinen und Amuletten), aber auch Nahrungsmittel, ein Glas Wasser oder Tee, auf diese Karte stellen und die Symbolkräfte für mindestens 5 Minuten bei Flüssigkeiten und 10 Minuten bei festen Stoffen einwirken lassen. Der Gegenstand wird dadurch von diesen Symbolen „informiert“ und behält deren Wirkkraft, solange er existiert.[138]

Der Kaffee wird nicht genannt! Aber das wäre auch zu viel verlangt, oder?

Ich überlege stark, ob ich nicht mal zehn Sets bestelle. Man weiß ja nie, wann man Ingmar für was wo braucht. Klingt vielversprechend.

(Leise singend) „Ingmaaaaar“.

Dein Homo Magi


 

Glücksrad

 

Hallo Salamander!

 

Es war mal wieder Buchmesse. Als jahrzehntelanger Besucher weiß ich, dass man auf keinen Fall im Pferch der Menge landen darf, sondern man muss am Freitag die Stunde vor der Anreise der Besuchermenge nutzen, um als Fachjournalist wenigstens ein paar Gespräche an Ständen führen zu können. So landete ich irgendwie an einem Stand mit einem Bildband über die Todsünden, wo ein unausgeschlafener Österreicher mit mir ins Gespräch kam. Irgendwann fragte er dann auch, wie oft ich schon auf der Buchmesse war … seit 1984, antwortete ich. Das machte ihn dann doch neugierig.

Eines kam zum anderen, ich bewunderte den teuren Bildband und erzählte etwas darüber, dass die 7 Todsünden ja auch bei einem wichtigen Comichelden eine Rolle spielen. Er wusste von nix. Das konnte ich enträtseln: In der originalen Eröffnungsgeschichte von „Shazam“ alias „Captain Marvel“ (damals noch nicht bei DC, aber nie bei Marvel) spielten die eine wichtige Rolle.[139]

Aha. Der Österreicher wurde langsam wach.

Was denn mein peinlichstes Buchmesse-Erlebnis gewesen sei? Kein Problem, mein Aktionstag am Glücksrad für den Comic-Verlag Splitter. Die hatten irgendwie eine Kooperation beim Stand mit „Perry Rhodan“ ergattert, die Fachkraft war ausgefallen – und der kleine Hermann macht für Geld ja alles, auch das Glücksrad bedienen.

Das Glücksrad wurde zum Stichwort für meinen inzwischen recht agilen Österreicher, dem einfiel, dass er hinten in seinem Stand (der Stand war maximal 2 x 3 Meter, da gab es kein „hinten“) noch etwas versteckt hätte. Er verschwand nicht aus meinem Blick, so groß war der Stand nicht, aber unter einer übergeworfenen Decke holte er ein großes Glücksrad hervor. Wenn ich es drehen würde und die Scheibe blieb beim richtigen Begriff hängen (Völlerei war mein Vorschlag, aber im Buch hieß das anders, was mich ein wenig verwirrte), dann würde ich den sündhaft teuren Bildband erhalten. Ich warnte, denn ich hatte ja Comic-Glücksrad-Vorerfahrung. Er glaubte nicht daran.

Gut, es gibt keine alten schlechten Magier, also drehte ich. Das Rad wurde immer langsamer, der Österreicher lächelte schon siegesfroh, da schleppte sich das Glücksrad noch die letzten 3, 4 Felder weiter zu Völlerei. Ich bekam mein Buch und hinterließ einen sehr verwirrten Buchverkäufer.

Sehr schön gelaufen.

Dein Homo Magi

Jahresende

 

Hallo Salamander,

wieder ist ein heidnisches Jahr zu Ende.

Damit sind es 25 Jahre, die ich dir jede Woche schreibe. Okay, manchmal war ich unpünktlich, aber das ist in Freundschaften manchmal so. Du hast mir immer verziehen – dafür sind Freunde da.

Die Reise bis jetzt war eine turbulente.

Komisch, wenn man an solchen Punkten feststellt, dass ich dir keine weiteren 25 Jahre schreiben werde. Dann wäre ich 85 … mal sehen, ob ich dann noch lebe, aber ob ich dann noch wöchentlich schreibe, das kann ich nicht versprechen.

Wir machen das jetzt einfach anders: Jahresverträge. Ich werde dir ein weiteres Jahr schreiben und wohl ein weiteres und ein weiteres. Aber ich verspreche keine Unsterblichkeit und ich mache auch keine Zugeständnisse (mehr), die ich nicht halten kann.

 

Auf ein paar schöne weitere Jahre!

Dein Homo Magi

 

P.S.: Nein, nix zu Magie und/oder Heidentum am Ende des Jahres. Muss langen, was ich schon schrieb.


 

Perfekte Vorbereitung

 

Du hast die Gruppe „Lindisfarne plündern“ erstellt.

Du hast Alles für die Asen, Blumenfrey, Blutadler, Blutsvente, Edda-Daniel 2, John Boy, Long-Dong-Thor, Messerjocke, Odin meine Treue, Runen-raunen-89, Sax-Tyr und Walhalla-Ausrufezeichen eingeladen.

Du: „Hallo Jungs! Ich würde gerne ein neues Zeitalter beginnen: Die Wikingerzeit. Daher will ich am 08. Juni 793 Lindisfarne plündern gehen. So richtig mit Brandschatzen, Morden und Vergewaltigen. Für Odin – ihr wisst schon. Zwinker-Smiley. Brauche noch Ruderer. 20 Bronzemünzen Anteil Selbstverpflegung im Voraus und faire Verteilung der Plündergüter danach. Wer kommt mit?“

Odin meine Treue schreibt: „Falsche Reihenfolge?“

Du: „Was?“

Odin meine Treue: „Erst Vergewaltigen, dann Morden. Zwinker-Smiley.“

8 x Daumen hoch

Du: „Hallo Jungs! Ich würde gerne am 08. Juni 793 Lindisfarne plündern gehen. So richtig mit Vergewaltigen, Brandschatzen und Morden. Richtige Reihenfolge – ihr wisst schon. Zwinker-Smiley. Brauche noch Ruderer. Wer kommt mit?“

5 x Daumen hoch

Alles für die Asen schreibt: „Kann zu dem Tempel nicht. Loki hat Judeneiche. Können Bier nicht zwei Wochen später pflügen?“

Du: „?“

Alles für die Asen schreibt: „Ran an den Bembel-Tisch. Loki hasst Tugendreiche. Können vier nicht zwei Wochen spanisch zündeln?“

Du: „???“

Odin meine Treue: Tränen-Lachen-Smiley.

Alles für die Asen schreibt: „Entschuldigung. Spracheingabe im Arsch. Also: Kann zu dem Termin nicht. Loki hat Jugendweihe. Können wir nicht zwei Wochen später plündern?“

Du: „Zum Termin ist Neumond. Dann können wir im Dunkeln angreifen. Zwei Wochen später ist Vollmond. Da sieht man uns lange vorher. Doofe Idee.“

Alles für die Asen: „Was heißt doofe Idee. Ich finde, Termine sollte man mit allen abstimmen und nicht einfach festlegen.“

Du: „Wir sind Wikinger. Ich brauche keine Mehrheiten, ich brauche gute Voraussetzungen für einen Überfall.“

Alles für die Asen hat die Gruppe verlassen.

Blutadler hat die Gruppe verlassen.

Sax-Tyr hat die Gruppe verlassen.

Odin meine Treue schreibt: „Müsste es nicht Ruderer und Rudererinnen heißen?“

1 x Fragendes Gesicht, 1 x Daumen runter

Du: „Aber wir sind nur Kerle!“

John-Boy schreibt: „Das haben wir nie überprüft. Zwinker-Smiley.“

Du: „Okay. Ich dachte die Vornamen geben einen Hinweis.“

Walhalla-Ausrufezeichen: „Bei Svente bin ich mir nicht ganz sicher. ROFL.“

Blutsvente: „Wie meinst Du das?“

Messerjocke: „Wahrscheinlich fragt er, weil du immer unter der Regenbogenflagge sitzen willst.“

2 x Lachen-Smiley, 1 x Tränen-Lachen-Smiley

Blutsvente: „Aber das ist das Zeichen für Bifröst, die Regenbogenbrücke.“

Messerjocke: „Klar. Regenbogen-Symbol. Zwinker-Smiley. Deswegen bestehst du auch immer darauf, dass du genau darunter sitzen kannst. Zwinker-Smiley.“

Du: „Hallo. Ich wüsste gerne, wer mitkommt, nach Lindisfarne rudern.“

Odin meine Treue: „Rudern und ruderinnen.“

Du: „Hallo! Wir wollen Christen bashen und ein neues Zeitalter einläuten. Könnt ihr mal mit dem Scheiß aufhören?“

Odin meine Treue hat die Gruppe verlassen.

Runen-raunen-89 hat die Gruppe verlassen.

Blumenfrey schreibt: „Wollen wir uns an Bord mit Klangschalen auf den Angriff vorbereiten?“

John-Boy schreibt: „Wollen wir uns die Klangschalen nicht lieber für das Quälen der Christen aufheben? Smiley.“

Walhalla-Ausrufezeichen: „Supi!“

Blutsvente: „Die Klangschalen vielleicht am Morgen, mein Didgeridoo am Abend?“

Messerjocke: „Und wir singen abends dazu, während wir Marschmellows ins Feuer halten. Zwinker-Smiley.“

Du: „Hallo! Wir greifen bei Neumond an, damit wir nicht vorher entdeckt werden. Meint ihr es ist klug, wenn wir dann auf offener See Feuer anmachen und dazu einmal Didgeridoo spielen?“

Messerjocke: „... oder Klangschalen. Lachen-Smiley.“

Du: „Danke.“

Blumenfrey: „Wenn meine Chakren nicht offen sind, kann ich nicht plündern.“

1 x Daumen hoch

Blutsvente: „Wenn ich an Backbord sitzen muss, muss ich kotzen.“

Blumenfrey: „Magst du mal auf meine Argumente eingehen?“

Blutsvente: „Welche Argumente? Zwinker-Smiley.“

Blumenfrey: „Arschloch!“

Blumenfrey hat die Gruppe verlassen.

Edda-Daniel 2 hat die Gruppe verlassen.

Long-Dong-Thor hat die Gruppe verlassen.

Walhalla-Ausrufezeichen: „Von wie vielen Nonnen sprechen wir denn? Sehen die gut aus?“

Du: „Wird schon werden. Können wir noch erst mal klären, wer mitkommt?“

Blutsvente: „Und was es zu essen gibt!“

Messerjocke: „Und wie die Nonnen aussehen! Zwinker-Smiley. Erröten-Smiley.“

Walhalla-Ausrufezeichen: „Der Hunger kommt beim Essen! Zwinker-Smiley.“

Du: „Wir können erst plündern, brandschatzen und vergewaltigen, wenn wir angekommen sind. Wenn wir ankommen wollen, müssen wir erst rudern. Drachenboot ist da, Termin ist bekannt. Auf wen kann ich rechnen?“

Walhalla-Ausrufezeichen: „Von wegen rechnen: Bis wann kann ich absagen, ohne dass ich mein Geld nicht wiederkriege?“

Du: „Hallo! Ich kaufe alles vorher ein. Ich kann schlecht mitten auf der Nordsee schauen, ob noch jemand mitrudern will.“

Walhalla-Ausrufezeichen: „Ich mache gerade so eine Nahrungsumstellung auf Low-Carb, da weiß ich immer vorher nicht genau, wie es meiner Verdauung geht. Könnte nur kurzfristig zusagen.“

Du: „Das hilft mir nichts. Ich brauche Zusagen, keine Optionen.“

Walhalla-Ausrufezeichen: „Schade. Ich hätte gedacht, dass dir die Sache wichtig genug ist, um auf Einzelwünsche Rücksicht zu nehmen.“

Walhalla-Ausrufezeichen hat die Gruppe verlassen.

Du: „Seufz. Was meint der Rest?“

Blutsvente: „Umso weniger wir sind, umso mehr Nonnen bleiben für jeden.“

Messerjocke: „... und mehr Essen für jeden!“

2 x Daumen hoch

Du: „Sehr schön. Ich kümmere mich geschlechtsneutral um die restlichen rudernden Plündernden, kaufe was Leckeres zu Essen und kläre den Abfahrtstermin. Läuft, danke!“

Blutsvente: „Ein paar Kleinigkeiten noch. Bei mir geht nur Gluten-frei. Und kein Palmöl – das ist eine Monokultur. Honig ist okay, wenn er in Skandinavien gewonnen wurde. Gerne Wein, aber nur wenn er vegan ist. Sonst vertrage ich den nicht und muss die ganze Nacht pupsen.“

Messerjocke: „Ich muss bei der Steckdose schlafen. Ich brauche nämlich Strom für meine Schnarchmaske.“

Du: „Entschuldigung, ich wollte Lindisfarne mit euch plündern fahren. Hätte ich gewusst, dass ihr dort einen Reha-Aufenthalt plant, hätte ich das hier anders angefangen.“

Du hast die Gruppe in „Reha auf Lindisfarne“ umbenannt.

Messerjocke: „Arschloch.“

Messerjocke hat die Gruppe verlassen.

Blutsvente hat seinen Namen in Jesus rettet geändert.

Jesus rettet hat die Gruppe verlassen.

Du: „Wer ist noch dabei?“

John-Boy: „Ping.“

Du: „Gute Nacht John-Boy.“



[2] ebenda

[3] Der Auftritt findet sich hier: www.youtube.com/watch?v=PdlU8e9wBIE  (09.11.2024)

[4] Er ist online zu finden: www.youtube.com/watch?v=W0PszBID3Lk  (09.11.2024) … eingestellt von „Pagan Love Song“. Keine Fragen.

[12] ebenda

[16] ebenda

[19] ebena

[21] ebenda

[23] ebenda

[24] www.aura-soma.com/de  (27.02.2025)

[26] ebenda

[27] Jack London „Die eiserne Ferse“, München, 1980, S. 260

[28] Ebenda, S. 260 f.

[30] Org. „An Enemy of the State“, 1980

[33] „Nach Ausstrahlung des 4. Teils reagierte das deutsche Fernsehpublikum ziemlich verärgert, da es sich um das Happy End betrogen sah. Die deutsche Fassung endete nach Beendigung der Kämpfe in Irkutsk. In Wirklichkeit ging der Film aber noch mehrere Minuten mit Szenen in St. Petersburg weiter. Es zeigte vor allem das Happy End zwischen Michael und Nadia auf einem Ball des Zaren. Dem Publikum war aufgefallen, dass auf dem Umschlag der Schallplatte mit der Filmmusik das glückliche Paar in einer Tanzszene abgebildet war, die im Film nicht zu sehen war. Das ZDF meinte sinngemäß zu dem Schnitt, ein solcher Operettenschluss passe nicht zu diesem Film. Ein kurzer Ausschnitt aus diesen Szenen ist allerdings stets in der Zusammenfassung des jeweils vorherigen Teils zu sehen. Woanders war man anderer Meinung; so konnte man z.B. in Frankreich oder den Niederlanden die ungekürzte Version sehen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Strogoff  (26.03.2025)

[35] ebenda

[36] ebenda

[41] Vgl. ebenda

[43] ebenda

[44] ebenda

[45] Vgl. Band 3, S. 18 (online unter https://archive.org/details/appletonscyclo03wils/page/n17/mode/1up  (20.05.2025)

[46] Ebenda, S. 19

[54] Ein Beispiel, um das zu illustrieren, wäre hier zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Rockin%E2%80%99_All_over_the_World  (22.05.2025)

[56] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/ABBA_Voyage (22.05.2025)

[59] Jules Verne „20 000 Meilen unter dem Meer“, S. 72

[61] Ist nur auf Englisch großartig, da die überhaupt nicht komplett übersetzt vorliegt (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Inspektor_Morse,_Mordkommission_Oxford  [03.06.2025])

[63] ebenda

[72] Ich erinnere düster C. L. Moore als Autorin …

[74] Näheres siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Freund_Harvey  (08.06.2025)

[80] www.computerwissen.de/smartphone/bedienung/das-raetsel-um-die-buchstaben-auf-der-telefonapp-tastatur/ (14.06.2023)

[81] https://de.wikipedia.org/wiki/Telefontastatur (14.06.2025)

[82] https://de.wikipedia.org/wiki/Futhark (14.06.2025)

[85] ebenda

[87] … das erklärt die Schreibeweisen bei „ss“ etc.

[92] Hammerschmitt, S. 76 f.

[104] ebenda

[106] ebenda

[107] ebenda

[109] ebenda

[110] ebenda

[114] ebenda

[115] ebenda

[118] ebenda

[120] ebenda

[121] ebenda

[122] ebenda

[124] ebenda

[125] ebenda

[130] ebenda

[132] ebenda

[134] Das ist jetzt nicht Geschlechts-neutral, weil ich nur weibliche Kolleginnen habe.

[135] ebenda

[136] ebenda

[137] ebenda

[138] ebenda

 

 

 

 


 

 

 


[

 


 

Archiv Vorjahr

Archiv Folgejahr

 

Mail an Homo Magi

Inhalt

Beiträge des Teams:
Rezensionen

Märchen und Satire
 

Essais
Sachartikel Nachrufe
Bücherbriefe
Perry Rhodan-Kolumnen