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Lieber
Salamander,
vor einem Monat wurde ich Zeuge einer Fahrerflucht. Ich war morgens auf
dem Weg zum Bahnhof, da kam ein niederländischer Kleinbus um die Ecke,
wendete hektisch und schob dabei ein anderes, parkendes (zufälligerweise
auch niederländisches Fahrzeug) einen halben Meter nach hinten. Es tat
einen Schlag dabei, beide Wagen ruckelten. Der Fahrer stieg aus, sah nur
einen Zeugen (mich), stieg wieder ein und fuhr davon.
Ich notierte mir beide Kennzeichen, das Aussehen der drei Männer im Auto,
Ort und Zeit. Dann rief ich auf dem Bahnsteig die Polizei an, um eine
Anzeige aufzugeben. Da ich zwischendurch in den Zug einsteigen und einen
Platz suchen musste, rief ich sogar zwei Mal an. Man nahm meine Angaben
entgegen, wobei weder Polizei noch mir ein besserer Begriff als
„Nordafrikaner“ für das Dreier-Team im Auto einfiel. Wenn ich jetzt
Rassist bin … dann ist das eben nicht einmal im Umgang mit der Polizei zu
vermeiden.
Man versprach mir die Zusendung eines Zeugenfragebogens. Beim zweiten
Gespräch hatte man mir sogar versichert, dass sich ein Wagen zur
Unfallstelle auf den Weg machen würde, um das zu überprüfen.
Vier Wochen vergehen. Mein Notizzettel liegt auf Wiedervorlage und melde
mich im Online-Portal der Polizei und hake nach. Ich bekomme eine E-Mail
(„Ich benötige von ihnen noch mehr Informationen“) und rufe also an.
Fazit: Meine Anzeige ist nicht da. Telefonisch hätte man sie sowieso nicht
aufnehmen können und es gäbe nichts im System. Auch nicht zu den
Kennzeichen, die ich nannte, zu meiner Mobilnummer und zu meinem Namen.
Ich fragte nach, denn immerhin hatte man mir am Telefon gesagt, dass
jemand nachschauen fährt. Sie versprach, sich zurückzumelden – was sie
tat. Kollegen wären vor Ort gewesen, alles gut, keine Anzeige, kein
Verfahren, kein Papierkrieg.
Ablage rund, so vermute ich. Ich kann nur hoffen, dass es mir nicht so
ergeht, wenn es mein Auto ist.
Und: Da hilft nicht einmal Magie, wenn die Exekutive schläft.
Dein Homo Magi
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